Bei Branchenexperten stoßen die Vorschläge überwiegend auf Zustimmung. „Die Einführung eines CfD würde Erlössicherheit bieten und könnte daher neue Investitionsanreize setzen“, erklärt Corinna Klessmann, Direktorin des Beratungsunternehmens Guidehouse, auf Anfrage von EnergieWinde. Zudem sei es sinnvoll, das Problem der Verschattung zu lösen, die Lieferketten zu stärken und durch Elektrifizierung für ausreichend Stromnachfrage zu sorgen. Die Verschiebung der nächsten Ausschreibungsrunde bringe zwar per se keinen Nutzen, sondern schaffe zusätzliche Unsicherheiten. Allerdings werde die Einführung eines CfD Zeit benötigen.
Per „Quasi-CfD“ ließe sich der Zeitplan halten. Falls das Parlament zustimmt
Auch Dominik Hübler von der Energieberatungsagentur Nera Economic Consulting sieht in einer möglichen Verschiebung bestenfalls ein notwendiges Übel. Er macht einen anderen Vorschlag, der zumindest für die kommende Juni-Ausschreibung infrage käme: „Man könnte einmalig durch eine einfache Anhebung des Höchstwerts eine Art ,Quasi-CfD' einführen.“ Der Gesetzgeber müsste es den Auktionsteilnehmern also erlauben, einen Wert pro Kilowattstunde erzeugten Stroms aufzurufen, bei dem sie trotz gestiegener Kosten wieder ein Geschäftsmodell erkennen.
„Wenn der Bundestag hier eine Zahl einfügt, mit der Bieter im Zweifel auch ohne Wette auf noch höhere Strompreise ein Projekt finanzieren können, dann hätte man für die Juni-Runde auch im aktuellen Gesetz funktionstüchtige Projekte“, erklärt Hübler. Damit bleibe Zeit, parallel CfDs einzuführen.
Auch sicher geglaubte Projekte könnten platzen – mehr als zehn Gigawatt
Sorgen bereiten Hübler allerdings nicht allein die kommenden Auktionen, sondern auch die bereits erfolgten. Aus seiner Sicht drohen geplante Windparks mit einer Gesamtkapazität von mehr als zehn Gigawatt zu platzen. Denn für die siegreichen Bieter dieser Auktionen könnte es günstiger sein, Vertragsstrafen in Kauf zu nehmen, als die Parks zu den damals vereinbarten Konditionen zu bauen. „Insofern braucht es neben CfDs auch Überlegungen, wie man optionsbasiertes Bieten verringert und einen Mechanismus, durch den entzogene Zuschläge schnell wieder in die Ausschreibung bekommt“, so Hübler.