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Katherina Reiche bei der Vorstellung des Monitorings: Die Meinungen über die Auslegung des Berichts gehen auseinander.
Von Volker Kühn
Keinem Termin haben Energiewirtschaft und Umweltverbände zuletzt mit so viel Spannung entgegengefiebert wie der Vorstellung des Monitorings zum Stand der Energiewende. Als es heute Vormittag endlich so weit war, hatten manche Beobachter allerdings das Gefühl, nicht einer, sondern gleich zwei Pressekonferenzen beizuwohnen. In der ersten präsentierten die beauftragten Institute die Ergebnisse ihrer Studie. In der zweiten interpretierte ihre Auftraggeberin, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, diese Ergebnisse – und kam dabei teils zu Einschätzungen, die ganz anders klangen. Dieser Streit darüber, was eigentlich in dem Bericht steht und welche Folgen daraus abzuleiten sind, dürfte die kommenden Wochen prägen.
Mit dem Monitoring beauftragt waren das Energiewirtschaftliche Institut der Uni Köln und das Beratungsunternehmen BET Consulting. Umwelt- und Klimaschützer hatten sowohl die Auswahl der Institute als auch ihre Auftragsbeschreibung im Vorfeld skeptisch beurteilt: Das Design des Monitorings sei darauf angelegt, den künftigen Strombedarf Deutschlands möglichst gering einzuschätzen, hieß es. Damit könne es einen Vorwand liefern, um die Ausbauziele für erneuerbare Energien herunterzuschrauben und die Energiewende auszubremsen.
Der Strombedarf wird weiter steigen. Die Frage ist, wie schnell
Doch was die Institute heute präsentierten, liest sich nicht wie eine Studie mit bestelltem Ergebnis. Es ist vielmehr eine nüchterne Metaanalyse zahlreicher vorliegender Studien aus den vergangenen Monaten, der Beobachter in ersten Reaktionen bescheinigen, handwerklich gut gemacht und ausgewogen zu sein.
Die für viele zentrale Stelle ist die Prognose des deutschen Stromverbrauchs im Jahr 2030. Die Ampelregierung war von 680 bis 750 Terawattstunden ausgegangen. Darauf hatte sie ihr Ausbauziel für die erneuerbaren Energien ausgerichtet, die laut Gesetz 2030 einen Anteil von 80 Prozent erreichen sollen.
Doch die Elektrifizierung in Deutschland kam zuletzt langsamer voran als erwartet. Unternehmensberatungen und Denkfabriken aus unterschiedlichen politischen Lagern schätzten den künftigen Strombedarf deshalb zuletzt auf deutlich weniger als 750 Terawattstunden. Und diese Spannbreite gibt auch das Monitoring wieder: Es geht von 600 bis 700 Terawattstunden aus.