
Solarpark in Baden-Württemberg: Währen große Anlagen in der Regel steuerbar sind, lassen sich kleinere oft nicht aus der Ferne abschalten, wenn eine Überlastung des Stromnetzes droht.
Von Volker Kühn
Im Frühsommer 2011 wird der Präsident der Bundesnetzagentur deutlich: Um die Sicherheit der Stromversorgung stehe es schlecht, sagt Matthias Kurth der „Rheinischen Post“. Schon an den bevorstehenden Pfingstfeiertagen könne es kritisch werden. Denn dann stünden die Fabriken still, und die Stromnachfrage sei gering. Fließe bei sonnigem Wetter zugleich viel Strom aus PV-Anlagen in die Leitungen, werde es ernst: „Die Netze sind dann unter Stress. Das kann zu Schwierigkeiten führen“, sagt Kurth.
Das Wort „Blackout“ nimmt er zwar nicht in den Mund, doch bald schon ist es in der Welt. Der „Stern“ etwa beschreibt die „Angst vorm Pfingst-Blackout“.
Als Bruno Burger in Freiburg davon hört, ärgert er sich. Er arbeitet am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und hält die Debatte für Hysterie. Kurzentschlossen veröffentlicht er eine Grafik mit Zahlen zur Stromversorgung. Sie soll belegen, dass die Warnung aus der Luft gegriffen ist. Und tatsächlich: Die Netze bleiben an den Feiertagen stabil.
„Die Blackout-Warnungen gibt es jedes Jahr zu Ostern und Pfingsten“, sagt Burger. Er hat als Reaktion auf die Debatte von 2011 das Portal Energy-Charts aufgebaut. Es liefert eine Fülle von Daten zu diversen Aspekten der Stromversorgung, für jeden kostenlos abrufbar. Immer wenn im Frühjahr die Debatte aufflammt, veröffentlicht er Grafiken daraus, die Entwarnung geben sollen. „Passiert ist wirklich nie etwas“, sagt Burger.
Aber muss das auch so bleiben?
Das Stromsystem ist heute schließlich ein anderes als 2011. Damals kam die Solarenergie auf eine Gesamtkapazität von gut 25 Gigawatt. Inzwischen liegt sie viermal so hoch, und jedes Jahr kommen um die 15 Gigawatt hinzu. Ist das Risiko nicht folglich gewachsen? Der großflächige Blackout in Spanien und Portugal Ende April hat die Debatte zusätzlich befeuert. Energiewendekritiker hatten schnell die Solarenergie als Schuldigen ausgemacht, auch wenn das bislang unbelegt ist.