Stromkosten

  • Search13.08.2024

Sonne und Wind schlagen Kohle und Atom

Die Kosten für die Produktion von Grünstrom fallen immer weiter. Laut dem Fraunhofer ISE sind Solarparks selbst an schlechten Standorten günstiger als die besten fossilen Kraftwerke. Auch Windparks schneiden sehr gut ab.

InhaltsverzeichnisToggle-Icons

    Agri-PV-Anlage in einem Weinberg in Munzigen bei Freiburg: Die Paneele erzeugen nicht nur Strom, sie schützen die Trauben auch vor zu viel Sonne und Hagel.

    Agri-PV in einem Weinberg bei Freiburg: Die Paneele erzeugen Strom und schützen die Trauben zugleich vor Hagel und zu viel Sonne.

     

    Von Volker Kühn

    „Sonne und Wind schicken keine Rechnung“ – das ist ein Spruch, mit dem Betreiber von Solar- und Windparks gern für ihre Anlagen werben. Er stimmt aber natürlich nur in dem Sinne, als auch eine Kohlehalde erst mal keine Rechnung schickt. Denn auch die Erzeugung von Strom aus Solaranlagen und Windrädern verursacht selbstverständlich Kosten. Die Anlagen müssen produziert, aufgestellt und gewartet werden, sie müssen ans Stromnetz angeschlossen werden, es können Pachtgebühren für ihren Standort anfallen und vieles mehr.

    Bezieht man all das mit ein, ist man bei dem, was in der Energiebranche „Stromgestehungskosten“ heißt. Das sperrige 21-Buchstaben-Wort bezeichnet die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom unter Berücksichtigung der Anschaffungs- und der Betriebskosten der Produktionsanlagen.

    Vergleicht man nun Gestehungskosten für Strom aus erneuerbaren Quellen mit denen für konventionellen Strom, zeigt sich, dass der zitierte Slogan doch einen wahren Kern hat. Denn Sonnenstrahlen und Wind gibt es kostenlos, während Kohle, Gas und Uran laufend nachgekauft werden müssen. Im Ergebnis liegen die Gestehungskosten von Wind- und Solarparks deutlich unter denen von Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken.

    Stromgestehungskosten in Deutschland: Mit Sonne und Wind lässt sich Strom mit Abstand am günstigsten erzeugen, Erdgas, Kohle und Atomkraft sind deutlich teurer, wie das Fraunhofer ISE ermittelt hat. Infografik: Benedikt Grotjahn

    Wie groß der Kostenvorteil von Erneuerbaren ist, zeigt eine aktuelle Studie des Fraunhofer ISE. Demnach sind frei stehende Solaranlagen mit Kosten von vier bis sieben Cent je Kilowattstunde die eindeutig günstigste Energiequelle. Selbst an schlechten Standorten schlagen sie die besten Gaskraftwerke. Ähnlich günstig sind andere Solartechnologien wie PV-Anlagen auf Hausdächern oder Agri-PV, also Paneele über Äckern und Weinbergen. Auch Windräder an Land (vier bis neun Cent) und auf See (sechs bis zehn Cent) schneiden in der Studie gut ab.

    Die geringen Kosten lassen sich auch an der Strombörse ablesen: Immer dann, wenn Erneuerbare besonders viel Strom erzeugen, verdrängen sie dank des Merit-Order-Effekts teure fossile Energiequellen, sodass die Preise purzeln. Ist gleichzeitig auch die Nachfrage niedrig, rutschten die Börsenpreise zuletzt sogar immer öfter ins Minus.

    Gemeinsam unschlagbar: Kombinierte Wind- und Solarparks wie hier im Hochsauerland liefern laut dem Fraunhofer ISE den günstigsten Strom.

    Gemeinsam stark: Kombinierte Wind- und Solarparks wie hier im Sauerland liefern günstigen Strom.

    Besonders preiswert wird es laut der Studie, wenn Freiflächen-Solaranlagen und Windräder miteinander kombiniert werden. Auch der Einsatz von Batteriespeichern zahle sich aus. Die Untersuchung zeige, „dass die in Deutschland gerade anlaufenden Großprojekte mit einer Kombination aus PV-Freiflächenanlage, Windpark und stationären Batteriespeichern gute Investitionen sind“, erklärte Christoph Kost, Hauptautor der Studie. „Durch die Kombination können hier beispielsweise Netzkapazitäten besser ausgenutzt werden.“

    Backup-Kraftwerke ergänzen die Erneuerbaren – haben aber höhere Kosten

    Für die Zukunft gehen die Forscher von weiter fallenden Gestehungskosten erneuerbarer Energien aus. Deutlich teurer sind demgegenüber sogenannte Backup-Kraftwerke, die Zeiten überbrücken, in denen die Erneuerbaren nicht genügend Strom liefern. Sie müssen flexibel und kurzfristig einspringen können, werden aber in einem weitestgehend klimaneutralen Energiesystem vergleichsweise selten gebraucht.

    Für ein im Jahr 2030 gebautes wasserstoffbetriebenes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk erwartet die Studie Gestehungskosten von zwischen 24 und 43 Cent pro Kilowattstunde. „Wir benötigen sie als wichtige Ergänzung“, sagte Paul Müller, Co-Autor der Studie. Allerdings werde ihr Betrieb auf das Nötigste beschränkt sein.

    Go Top