Den Planern des Windparks ist geglückt, woran viele scheitern: Sie haben die Bürger überzeugt – fast alle stimmten für den Bau.
Von Heimo Fischer
Gegen Mittag lichtet sich der Dunst über dem Höhenrücken im Taunus. In der Wolkenwand tauchen die Umrisse von Windrädern auf. „Jetzt können wir die Anlagen doch noch sehen“, sagt Udo Zindel, Bauamtsleiter der Gemeinde Heidenrod, seinen Besuchern. Es hat lange gedauert, bis sich der Nebel an diesem Dezembertag verzogen hat. Nun hat Zindel nicht mehr viel Zeit für eine Besichtigung der Windräder. Er muss zurück ins Rathaus – zu einer Videokonferenz mit dem Windradhersteller GE. Reparatur und Wartung liegen an.
Abseits von solchen Routinearbeiten hat der Kommunalbeamte nicht viel Ärger mit dem Windpark. Obwohl die zwölf Turbinen deutlich über den Baumkronen zu sehen sind, gibt es keine Proteste. Im Gegenteil: Bei einer Bürgerbefragung in dem 8800-Seelen-Ort sprach sich eine überwältigende Mehrheit für die Anlagen aus.
Damit ist Heidenrod eine Ausnahme. An vielen anderen Orten in Deutschland ist der Bau von Windparks ein zäher Prozess, weil sich Bevölkerungsgruppen dagegen wehren – nicht selten mit Erfolg. Uneinheitliche Bauvorschriften begünstigen Klagen und führen zu viel Bürokratie. Zwar begrüßen die meisten Deutschen den Ausbau der Windkraft. Doch in ihrer Nachbarschaft lehnen viele die Anlagen ab. In einer Erhebung von Civey vom Sommer 2021 erklärten 43 Prozent der Befragten, für den Ausbau der Windenergie keine persönlichen Einschränkungen hinnehmen zu wollen.
Wer sich am Park beteiligt, kassiert eine Rendite – immerhin gut drei Prozent
Warum läuft es in Heidenrod besser? Die Antwort: Der Ort hat keinen wichtigen Schritt ohne die Bürger gemacht. „Wir haben sie so früh wie möglich in das Projekt eingebunden“, sagt Bürgermeister Volker Diefenbach. Die Menschen in Heidenrod profitieren zudem von den materiellen Vorteilen. Heute sind 300 Einwohner des Ortes an dem Millionenprojekt beteiligt und erhalten jedes Jahr rund drei Prozent Rendite für ihr eingesetztes Kapital.