In seinen Jahren als Konfliktbegleiter hat Ewen gelernt, wie sehr öffentliche Großvorhaben lokale Gemeinschaften belasten können. Sie treiben Keile zwischen Nachbarn, Vereinskameraden und Arbeitskollegen, manchmal auch mitten durch Familien hindurch. „Es gibt Dörfer, in denen die Menschen selbst Jahre nach dem Projekt nicht mehr miteinander reden“, sagt Ewen. „Mit einem Mal ist das große Schweigen ausgebrochen.“
Ewens Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Gemeinschaften im Gespräch bleiben. Selbst wenn eine Partei das Ergebnis am Ende noch immer für falsch hält, soll sie zumindest sagen können, dass die Entscheidungsfindung fair war. Dass sie die Argumente der Gegenseite versteht, auch wenn sie sie nicht teilt. Triumphierende Sieger, gebrochene Verlierer – das ist der Tod jedes Dorflebens.
Die Bürgerinitiative warnt vor den Gefahren durch Infraschall
Verhindern lässt sich das nur, wenn der Entscheidungsprozess sinnvoll gestaltet wird. Die Konfliktparteien dürfen nicht einfach aufeinander losgelassen werden, die Auseinandersetzung muss geleitet und moderiert werden.
In großen Runden ist das schwieriger als in kleinen, hat Ewen festgestellt. Deshalb ist so eine Versammlung wie heute in der Albhalle von Pfronstetten eine heikle Angelegenheit. Rund 200 Bürger sind gekommen, allerdings stammen nicht alle von ihnen aus der Gemeinde. Manche Gesichter aufseiten der Windkraftgegner kennt Ewen schon von anderen Veranstaltungen.
Entlang der Hallenwände haben verschiedene Gruppen Infostände aufgebaut. Gemeinsam mit CDU-Bürgermeister Reinhold Teufel eröffnet er den Abend, anschließend stellt er die Gruppen vor. Mit dem Mikro in der einen Hand, die andere in der Hosentasche, kommt er nacheinander zu ihnen.
Er beginnt bei der Bürgerinitiative „Gegenwind Pfronstetten“, die gleich links vom Eingang ein Plakat aufgehängt hat. „Heimat statt Profit“ steht in großen Lettern darauf. Darunter laufen Fotos über einen Monitor, Bilder von Pfronstetten, in die gewaltige Windräder hineinmontiert wurden.
Thomas Wagner war einer derjenigen, die die Bürgerinitiative im November 2016 ins Leben gerufen haben. Knapp 60 Menschen kamen damals zur Gründungsversammlung, die Gruppe zählt gut 20 aktive Mitglieder.
Als Ewen ihm das Mikro hinhält, erklärt er, warum er die Windräder für falsch hält. Es sind vor allem die „Landschaftszerstörung und die Gesundheitsgefährdung durch Schall, beziehungsweise Infraschall“, die dem 47-Jährigen und seinen Mitstreitern Sorgen machen. „Welche Schwangere trägt schon gern ihr Kind in der Nähe einer Windkraftanlage aus, ohne zu wissen, ob es dadurch Schaden nimmt?“, fragt er.