Also müsste ich als mündiger Bürger regelmäßig im Rathaus nachsehen, ob dort etwas ausliegt, das mich betrifft?
Troja: Besser noch wäre, wenn Politik und Verwaltungen bei Themen mit Konfliktpotenzial aktiv auf die Bürger zugingen. Leider passiert das viel zu selten. Statt in einem frühen Stadium ergebnisoffen über Pläne für Projekte wie eine Umgehungsstraße oder einen Windpark zu informieren, werden die Vorhaben durchgeplant und verkündet. Die Amerikaner nennen das einen „Dead Approach“: Decide, announce, defend.
Aber muss ich nicht erst einen konkreten Plan haben, bevor ich darüber diskutieren lassen kann?
Troja: Das ist eine verbreitete Denkweise in den Verwaltungen. Nach dem Motto: Nur wenn ich einen möglichst guten Plan habe, kann ich ihn auch gut verteidigen und am Ende durchsetzen. Allerdings steckt darin eine Menge Konfliktpotenzial. Denn wenn erst zu einem so späten Zeitpunkt ein öffentlicher Diskussionsprozess beginnt, haben die Planer schon so viel Gedankenschmalz, Herzblut und womöglich auch Geld in das Projekt gesteckt, dass sie nicht einfach davon abweichen und Alternativen in Betracht ziehen werden. Und die betroffenen Bürger fühlen sich überfahren. Sie bekommen das Gefühl, dass sie nur abnicken sollen, was bereits feststeht.
Ein Vorwurf, den man in Zusammenhang mit der Energiewende zuletzt öfter hört.
Troja: Zum Teil ist da auch etwas dran. Die Projektplaner haben sich in der Vergangenheit zu oft darauf verlassen, dass sie ihre Vorhaben auf juristischem Weg ohnehin durchsetzen würden. Wenn aber die Bevölkerung nicht mitgenommen wird, gefährdet das mittelfristig die Akzeptanz der Energiewende.