Windkraft an Land

  • Search24.07.2024

Weniger Windräder, mehr Leistung

Die Zahl der Turbinen in Deutschland ist im ersten Halbjahr leicht gesunken. Die Gesamtkapazität wuchs dennoch – weil leistungsstarke Neuanlagen alte Windräder ersetzen. Ein Blick in die Statistik.

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    Repowering: Die Zahl der Windräder in Deutschland sinkt, aber die Gesamtleistung steigt. Das liegt daran dass leistungsstarke neue Windräder alte Anlagen ersetzen.

    In Issum am Niederrhein treten vier neue Windräder an die Stelle von neun älteren, die nach mehr als 20 Jahren abgebaut wurden.

     

    Von Volker Kühn

    28.600 Windräder mit zusammen fast 62 Gigawatt stehen in Deutschland an Land. Mittelfristig plant der Bund mit 115 Gigawatt. Muss sich die Zahl der Windräder also fast verdoppeln?

    Könnte man meinen, ist aber nicht so. Denn in Deutschland werden nicht nur neue Windräder aufgestellt, sondern auch alte abgebaut, im Schnitt nach 22 Jahren.

    Diese Altanlagen sind kleiner und haben eine geringere Leistung als moderne. Werden sie durch Windräder der neusten Generation ersetzt, im Fachjargon Repowering genannt, erreicht man folglich mit weniger Turbinen eine höhere Kapazität.

    Das zeigt ein Blick auf den jüngsten Bericht zum „Status des Windenergieausbaus an Land“, den die Deutsche WindGuard im Auftrag von BWE und VDMA Power Systems vorgelegt hat:

    • Demnach ging die Gesamtzahl der Windräder im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück, konkret: von 28.638 Ende 2023 auf 28.611 am 30. Juni dieses Jahres.
    • Zeitleich stieg die Kapazität allerdings um von 60,99 auf 61.92 Gigawatt.

    Die Angst vor einer „Verspargelung“ der Landschaft sei daher unbegründet, erklärte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. Ihr Vorgänger Hermann Albers sprach 2022 gegenüber EnergieWinde von bis zu 35.000 Windrädern, die in Deutschland für eine Vollversorgung mit Erneuerbaren nötig seien.

    Windenergie-Ausbau im ersten Halbjahr 2024: In Nordrhein-Westfalen ist die Kapazität am stärksten gewachsen, in Thüringen ist sie sogar gesunken. Infografik: Andreas Mohrmann

    Regional zeigen sich nach wie vor große Unterschiede beim Ausbau. Der Norden liegt dabei klar vor dem Süden Deutschlands. Die insgesamt größte Kapazität hat Niedersachsen vor Brandenburg und Schleswig-Holstein. Auf den Süden entfielen im ersten Halbjahr 2024 nur sieben Prozent des bundesweiten Neubaus und neun Prozent der Neugenehmigungen.

    Der Süden fällt weiter zurück. Sollte deshalb die Strompreiszone gesplittet werden?

    In der Folge ist die Diskussion um eine mögliche Trennung der bislang einheitlichen Strompreiszone in Deutschland neu aufgeflammt. Die Konsequenz wären niedrigere Strompreise im Norden, wo es einen Überschuss an Ökostrom gibt, und höhere im Süden. Viele Ökonomen versprechen sich von einem solchen Schritt Anreize zu einem verstärkten Windenergie-Ausbau insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg. Denn dort könnten den Betreibern entsprechend höhere Renditen winken.

    Aus der Branche der Erneuerbaren kommt allerdings Kritik an einem Split der sogenannten Gebotszone. Dort spricht man sich für andere Methoden aus, um das Stromangebot und die Nachfrage regional auszugleichen, etwa durch Anreize zu einem möglichst flexiblen Verbrauch.

    NRW bläst zur Aufholjagd: mit einem raschen Ausbau und vielen Genehmigungen

    In den ersten sechs Monaten dieses Jahres machte Nordrhein-Westfalen die größten Fortschritte beim Ausbau der Windenergie. Zieht man die Kapazität stillgelegter Altanlagen von der neu errichteter Windräder ab, kommt NRW auf einen Zuwachs von 249 Megawatt (siehe Infografik). Aus Sicht des BWE belegt die Entwicklung, dass auch in einem dicht besiedelten Industrieland ein rascher Ausbau möglich ist, sofern ein entsprechender politischer Wille dahintersteht.

    Auch Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt registrierten einen signifikanten Zuwachs. Thüringen dagegen war das einzige Bundesland mit sinkender Windenergie-Kapazität.

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