Mehr Strom mit weniger Windrädern: Beim Repowering werden alte Anlagen durch leistungsstärkere ersetzt – hier im sächsischen Leisning.
Von Kathinka Burkhardt
Sie stehen im Norden und manchmal auch im Süden, auf Wiesen, Feldern und in Wäldern, auf Anhöhen und neben Ortschaften: 28.300 Windräder säumen die deutsche Landschaft. Gemeinsam kommen sie auf eine Leistung von 56 Gigawatt und decken damit 19 Prozent des Strombedarfs. Schaut man allerdings auf den Primärenergiebedarf, also auf das, was Industrie, Verkehr und Haushalte zusätzlich zum Strom durch Energieträger wie Öl, Gas und Kohle verbrauchen, sind es nur um die acht Prozent.
Doch das muss sich schnell ändern: Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch 2030 zu 80 Prozent aus Erneuerbaren zu decken. Den größten Anteil soll dabei die Windenergie übernehmen. Der Strombedarf wird in acht Jahren allerdings noch größer sein als heute, weil mehr E-Autos auf den Straßen fahren, weil Wärmepumpen Gasheizungen ersetzen und die Industrie ihre Prozesse elektrifiziert. Bis 2030 könnte der Bedarf von heute etwa 500 Terawattstunden auf bis zu 750 Terawattstunden pro Jahr steigen, bis 2035 auf 900 und bis 2050 auf 1500.
Aber was bedeutet das für den Ausbau der Windkraft? Wie viele Windräder müssen sich künftig in Deutschland drehen, damit sich das Land zu 100 Prozent aus Erneuerbaren versorgen kann?
Warum für viermal so viel Windstrom nicht viermal so viele Windräder nötig sind
„Wir müssen die heutige Leistung unserer Windparks an Land in etwa verdrei- oder vervierfachen“, sagt Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Das bedeute aber nicht, dass viermal so viele Windräder wie heute benötigt würden. Vielmehr müsse die durchschnittliche Leistung der Windräder wachsen. Heute liegt sie bei etwa zwei Megawatt je Turbine. Moderne Anlagen schaffen allerdings bereits sechs Megawatt. Es komme also darauf an, alte Windräder nach dem Ende ihrer Lebenszeit durch leistungsstarke neue zu ersetzen, im Fachjargon Repowering genannt.
„Dann würden wir mit lediglich 10.000 bis 15.000 zusätzlichen Windrädern genügend Windenergie erzeugen“, sagt Quaschning. Was noch für den Gesamtbedarf fehlt, kommt aus anderen erneuerbaren Quellen.