Batteriespeicher

  • Search04.07.2024

Deutschland lädt den Akku auf

Der Markt für Batteriespeicher boomt, weil Haushalte damit Geld sparen können. Der Energiewende helfen die Geräte bislang aber nicht unbedingt – weil der Gesetzgeber nicht die richtigen Anreize setzt, wie der Energieökonom Lion Hirth erklärt.

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    Immer mehr Menschen in Deutschland installieren einen Heimspeicher. Die Batterie wird meist mit Energie einer eigenen PV-Anlage geladen.

    Batteriespeicher-Produktion bei der Firma Sonnen: Immer mehr Haushalte in Deutschland nutzen solche Geräte.

     

    Von Volker Kühn

    Der Markt für Batteriespeicher in Deutschland wächst rasant. Bundesweit sind inzwischen Akkus mit zusammen mehr als 14 Gigawattstunden im Einsatz. Innerhalb von nur vier Jahren hat sich die Kapazität damit in etwa versiebenfacht, wie Zahlen der RWTH Aachen zeigen. Darunter sind große Speicher, die oft im Containerformat an sensiblen Punkten des Stromnetzes stehen, um Schwankungen auszugleichen. Aber auch Industriebetriebe erkennen in Stromspeichern einen Vorteil: Sie erlauben es ihnen, Energie dann zu kaufen, wenn sie an der Börse günstig ist, und zu einem späteren Zeitpunkt zu verbrauchen.

    Der mit Abstand größte Markttreiber sind allerdings Privatleute. Sie nutzen die Geräte von Herstellern wie BYD, Sonnen, Senec oder E3/DC vor allem, um den Strom ihrer PV-Anlagen zu speichern. Finanziell lohnt sich das in der Regel, denn je mehr Strom die PV-Besitzer selbst verbrauchen, desto weniger müssen sie aus dem Netz hinzukaufen. Zudem fördert die bundeseigene KfW die Anschaffung.

    Was sich für die Besitzer der Anlagen lohnt, ist für die Energiewende als Ganzes aber nicht unbedingt ein Gewinn. Darauf weist der Energieökonom Lion Hirth in einem Beitrag auf LinkedIn hin. Denn der Einsatz der Batteriespeicher steigere zwar den Eigenverbrauch von PV-Anlagen, orientiere sich aber nicht an den Bedürfnissen des Stromnetzes.

    Die Speicher „laden einfach voll, sobald die Sonne aufgeht“, schreibt Hirth, Professor für Energiepolitik an der Hertie School. Um die Mittagszeit, wenn die Solarstromerzeugung ihren Höhepunkt erreicht, seien die Speicher dann meist voll, sodass der Strom der PV-Anlage ausgerechnet zu einem Zeitpunkt ins öffentliche Netz fließe, „wenn Markt und Netz ohnehin vor Strom überquellen“, erklärt Hirth unter Berufung auf eine aktuelle Studie. „Eigenverbrauch sei im Grunde nur ein Steuersparmodell.

    Batteriespeicher helfen vor allem den Besitzern. Dabei könnten alle profitieren

    Dabei ließe sich der Nutzen der auch als „Solarbatterie“ bekannten Heimspeicher für die Energiewende leicht steigern: mithilfe von dynamischen Stromtarifen und zeitvariablen Netzentgelten. Denn diese Instrumente würden aus Sicht von Hirth Anreize schaffen, die Speicher gerade dann zu laden, wenn die Netze bei einem Überangebot von Strom stark ausgelastet und die Strompreise entsprechend gering sind – also mitunter auch nachts, wenn die eigene Solaranlage gar keinen Strom produziert. Wächst die Nachfrage nach Strom wieder, steigt der Preis, sodass Speicherbesitzer einen Anreiz hätten, ihren Strom auszuspeisen. Profitieren würden dann nicht nur die Speicherbesitzer, sondern die ganze Gesellschaft.

    „Das Tragische ist, in der Wissenschaft ist das alles seit vielen Jahren allen klar. Und trotzdem passiert nichts“, schreibt Hirth.

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