Stromerzeugung
- 22.02.2024
Erneuerbare machen das Rennen
Deutschlands Strommix wird immer sauberer. Im vergangenen Jahr kamen bereits 59,7 Prozent der öffentlichen Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Quellen, allen voran aus Wind- und Solarparks sowie Biomasseanlagen. Braun- und Steinkohlekraftwerke steuerten dagegen so wenig zum Strommix bei wie zuletzt 1959.
Der Umbruch auf dem Strommarkt hat im Wesentlichen zwei Ursachen: Zum einen hat der Ökostromausbau nach langen Jahren des Stop-and-go wieder Fahrt aufgenommen. Deutschlandweit gingen neue Solaranlagen mit einer Kapazität von fast 14 Gigawatt ans Netz. Das entspricht neun mittleren Kernreaktoren und lag deutlich über den Zielen der Bundesregierung. Hinzu kamen Windparks mit zusammen drei Gigawatt.
Zum anderen ist die Nachfrage nach Kohle eingebrochen, weil die Industrieproduktion gesunken ist, vor allem aufgrund von Lieferkettenproblemen, Inflation und der Energiekrise nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine.
Gas ist teuer. Je mehr Ökostrom im Netz ist, desto günstiger sind daher die Preise
Springt die Konjunktur wieder an, steigt allerdings auch die Nachfrage wieder. Umso wichtiger ist aus Sicht von Energieökonomen der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren und der Stromnetze. Denn je mehr Ökostrom zur Verfügung steht und je besser er im Land verteilt werden kann, desto stärker können Wind und Sonne fossile Energiequellen aus dem Markt verdrängen.
Strombörse und Merit-Order
Merit-Order-Modell
Als Merit-Order bezeichnet man die Reihenfolge, in der Kraftwerke eingesetzt werden, um die Stromnachfrage zu decken. Zunächst werden die Kraftwerke herangezogen, die am günstigsten Strom erzeugen. Das sind grundsätzlich Solaranlagen und Windparks. Dann werden die nächstteureren Kraftwerke zugeschaltet, bis die Nachfrage schließlich gedeckt ist. Das teuerste Kraftwerk, das dazu gerade noch gebraucht wird, bestimmt den Preis, den sämtliche Stromerzeuger bekommen.
Niedrige Preise
Das Merit-Order-Modell stellt sicher, dass zu jedem Zeitpunkt genügend Strom zur Verfügung steht, und zwar zu dem günstigsten Preis, der in diesem Moment möglich ist. In besonders windigen und sonnigen Phasen, wenn der Ökostromanteil hoch ist, sorgt es für sehr niedrige, manchmal sogar negative Preise.
Hohe Preise
Wenn das Stromangebot knapp, die Nachfrage groß und der Preis für fossile Brennstoffe hoch ist, kann die Merit-Order zu extremen Ausschlägen an der Strombörse führen. Das gilt insbesondere dann, wenn Gaskraftwerke zum Einsatz kommen, die aufgrund hoher Gaspreise oft besonders teuer sind. Sie werden in Deutschland vor allem zur Lieferung von Fernwärme in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gebraucht. Parallel liefern sie Strom.
Der Ausbau käme auch der Industrie zugute: Je höher der Ökostromanteil an der Börse, desto niedriger sind nach dem Merit-Order-Prinzip die Preise. Davon profitieren sowohl schwächelnde energieintensive Industrieunternehmen als auch Verbraucher.