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Windpark im Abendrot: „Noch nie in der Geschichte der Menschheit ist eine Energiequelle so rasant gewachsen.“
Von Volker Kühn
Herr Meyer, Sie haben Ihr Buch über die Energiewende schlicht „Strom“ genannt – ganz so, als sei längst ausgemacht, dass wir uns künftig vor allem mit dieser Form der Energie versorgen. Die aktuelle Debatte klingt aber ganz anders. Da geht es um Gaskraftwerke, einen „Realitätscheck“ für den Ökostromausbau und die Verschiebung der Klimaziele. Ist die Sache wirklich schon durch?
Tim Meyer: Weltweit betrachtet gehe ich fest davon aus. In Deutschland machen wir allerdings gerade mal wieder eine Rolle rückwärts, ähnlich wie in den USA. Dabei ist das, was wir „Energiewende“ nennen, in Wirklichkeit eine industrielle Revolution, und die kann man nicht aufhalten, wie wir aus der Geschichte wissen. Man kann sie allenfalls verzögern. Aber auch das sollten wir nicht tun, denn es ist eine gute Revolution. Sie hilft uns, den Klimawandel zu begrenzen, und bringt gewaltige Chancen für die Gesellschaft und Unternehmen mit sich. In der Bundesregierung scheint das allerdings noch nicht angekommen zu sein. Ansonsten käme man nicht auf die Idee, in einem so großen Ausmaß neue Gaskraftwerke bauen zu wollen.
Was macht Sie so sicher, dass erneuerbare und nicht fossile Rohstoffe das Rennen machen?
Meyer: Die unglaubliche Dynamik, mit sich der sich saubere Technologien weltweit verbreiten. Noch nie in der Geschichte der Menschheit ist eine Energiequelle so rasant gewachsen wie die Solar- und Windenergie. Und bei den Batterien geht es mit dem Preisverfall sogar noch schneller. Vor wenigen Jahren wäre man für verrückt erklärt worden, wenn man prophezeit hätte, in welchem Ausmaß Batterien heute schon eingesetzt werden, um Schwankungen der Wind- und Solarenergie auszugleichen.