Kerstin Decker: Eine kleine Geschichte des Windes
Am Anfang war der Wind, ein Urkommunist und großer Umverteiler! Das schreibt Kerstin Decker in ihrem Buch „Eine kleine Geschichte des Windes“ – und liefert auf 247 Seiten reichlich Beweise, die ihre These untermauern. Wind ist bewegte Luft, vom Atemhauch bis zum Tropensturm, heißt es da. Luft ist die letzte Allmende, das Einzige, was noch immer allen gehöre.
Decker beschreibt die Entstehung der Winde und geht auf Fachbegriffe wie Headly-Zelle, subpolare Tiefdruckrinne oder Jetstreams ein. Genauso auf die Nutzung der Windkraft in all ihren Facetten – von den einfachen Segelbooten der Ägypter bis zu den modernen Riesenwindrädern. Zudem unternimmt die promovierte Philosophin und Autorin des „Tagesspiegels“ immer wieder Ausflüge in die Literatur und Philosophie, Film und Musik. Das reicht von Reinhard Mays „Über den Wolken“, über Schillers „Ode an die Freude“ bis zu Scarlett O’Hara, Hauptfigur aus „Vom Winde verweht“.
Zudem analysiert sie Ausdrücke und Sprichwörter wie „windiger Typ“ oder „durch den Wind sein“. Genauso geht sie auf die Götter der Winde ein, die der Griechen, Ägypter oder Azteken, und sie beschreibt, wie Winde halfen, Kriege zu gewinnen, Stichwort „Boreas“. Die Geschichte hätte ganz anders verlaufen könne, schreibt Decker: „Hätten die Griechen mit Segelschiffen und Windkraft gekämpft, ihre Demokratie wäre eine andere geworden.“
Im letzten Drittel schreibt Decker auch über Vögel. Der erste Weltumrunder sei ein Albatros gewesen, nicht Magellan. Es geht um Mauersegler, Falken in den Hochhausschluchten New Yorks und Riesenflugzeuge, die den Bodeneffekt – genau wie die Pelikane – nutzen.
Deckers Buch ist nicht das erste, das sich dem Wind so umfangreich widmet. Aber in seine Fülle an Fakten und Anekdoten und seinem unterhaltsamen Ton zweifellos eine Bereicherung.