Sein Lebenslauf ist fest mit der Energiewende verwoben. Aufgewachsen in Ibbenbüren im Schatten eines Kohlekraftwerks besucht der studierte Geograf Christoph Podewils als junger Journalist im Nachbarort Mettingen das erste private Windrad in einem Garten. Begeistert vom Potenzial der Erneuerbaren wird er in Berlin Redakteur bei der Agentur für Erneuerbare Energien, bevor er bis 2012 als stellvertretender Chefredakteur zum Solarstrommagazin „Photon“ geht. Als Leiter der Kommunikation der Denkfabrik Agora Energiewende begleitet er anschließend unzählige Forschungsprojekte, bis er in diesem Jahr zum Thinktank-Netzwerk Global Solutions Initiative (GSI) wechselt, das im Rahmen der G20 und G7 forschungsbasierte Empfehlungen für die Politik abgibt. Seine tiefen Einblicke in die Welt der erneuerbaren Energien hat er nun in dem Buch „Deutschland unter Strom“ verarbeitet. Darin zeigt er, dass die Bausteine für die Energiewende längst vorhanden sind – und wie wir sie jetzt zügig zusammensetzen sollten.
Herr Podewils, warum sind wir nach zwei Jahrzehnten Energiewende noch nicht viel weiter?
Christoph Podewils: Darüber habe ich im Zuge meines Buches viel nachgedacht. Die Energiewende verläuft aus meiner Sicht wie alle großen Projekte in verschiedenen Phasen: Zu Beginn der Energiewende um die Jahrtausendwende waren alle sehr euphorisch, es herrschte eine Art Alles-ist-möglich-Stimmung. Das waren die Jahre, in denen sich die Windkraftanlagen in riesigen Schritten weiterentwickelt haben, es wurde kontinuierlich viel gebaut. Das ist dann in den 2010er-Jahren gekippt. Die Gegner der Energiewende haben Oberwasser bekommen, ihre Argumente wurden in der Regierung gehört. Ab 2015 wurden die Ausschreibungsverfahren eingeführt und damit zugleich eine Mengensteuerung – auch, wenn das nie funktioniert hat. Parallel dazu sehen wir unsichere Genehmigungsbehörden, Klagen und große Unsicherheiten bei Investoren.
Und bei der Fotovoltaik?
Podewils: Da war der Hammer bereits 2012 unter dem Kostenargument gefallen, der Ausbau wurde abgewürgt. Am Ende dieser Phase herrschte große Ernüchterung. Ich sehe eigentlich erst seit etwa einem Jahr ein Umsteuern – auch, weil inzwischen die Industrie nach billigem Strom aus erneuerbaren Energien ruft.