Ihr Abi sei schlecht gewesen, sagt Friederike Otto. Also studierte sie Physik, setzte einen Doktor in Philosophie drauf und wurde in Oxford zur Mitbegründerin einer neuen Wissenschaftsdisziplin: der Attributionsforschung.
Von Volker Kühn
Eigentlich hat Friederike Otto keine Zeit an diesem Morgen. Sie arbeitet an einer neuen Studie, ihr Beitrag zum aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC muss noch fertig werden und als Leiterin des Instituts für Umweltveränderungen der Uni Oxford gäbe es hundert andere Dinge, um die sie sich kümmern könnte. Trotzdem nimmt sich die Professorin eine knappe Stunde Zeit für dieses Interview: Es sei wichtig, dass Forscher ihre Erkenntnisse in der Öffentlichkeit erklären.
Für ihre Forschung gilt das womöglich umso mehr, schließlich ist sie der Kopf der Attributions- oder Zuordnungsforschung, einer jungen, noch wenig bekannten Disziplin. Otto und ihr Team tun das, was sich die Klimawissenschaft lange nicht zugetraut hat: Sie errechnen, wie die Erderhitzung einzelne Phänomene wie Hurrikans oder Hitzewellen beeinflusst. Das macht sie zu einer weltweit gefragten Expertin. Ihre Erkenntnisse hat sie 2019 in ihrem Sachbuch-Bestseller „Wütendes Wetter“ zusammengefasst.
Otto, die 1982 in Kiel geboren wurde, lebt schon so lang in England, dass ihr manchmal ein „but“ rausrutscht, wenn sie „aber“ sagen möchte. Sie schaltet sich per Video aus der Universität zu.