Wasserstoff ist teuer – Umlagen und Abgaben belasten die Herstellung
Wer mehr grünen Wasserstoff will, muss also erst einmal mehr Ökostrom produzieren. Den könnte man zum Beispiel in Wasserstofffabriken mit Windkraft auf dem offenen Meer erzeugen. Allerdings fehlt dieser Windstrom dann an der Strombörse. Wichtig sei daher, „dass die zur Erzeugung von grünem Wasserstoff vorgesehene Leistung zusätzlich zu den bereits beschlossenen 20 Gigawatt Offshore-Windenergie bis 2030 ausgeschrieben wird“, sagt Stefan Thimm vom Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore. „Ansonsten haben wir am Ende nichts gewonnen.“
Daneben muss der Markt vorangebracht werden. Bisher war die Herstellung von Wasserstoff in kleinen Nischen viel zu teuer. Selbst an den sonnigsten und windigsten Tagen kostet grüner Wasserstoff zehnmal so viel wie russisches Erdgas. Das liegt auch an den Umlagen und Abgaben, die Elektrolyseure bisher für den Strom zahlen. Die Politik plant daher die Befreiung der Wasserstoffhersteller von der EEG-Umlage und prüft weitere Fördermittel, zum Beispiel Quoten für „grünen Stahl“, einen vorgeschriebenen Anteil von Wasserstoff im Gasnetz oder eine verpflichtende Beimischung zum Kerosin für Flugzeuge.
Große Anlagen werden die Produktion günstiger machen. Heute seien noch keine 100 Megawatt in Betrieb, sagt Jochen Bard vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik in Kassel. Fünf Gigawatt, also 50-mal so viel, sollen es bis 2030 laut Wasserstoffstrategie werden. Sein Kollege Michael Sterner sieht ein Vielfaches an heimischem Potenzial, aber bei der gesellschaftlichen Akzeptanz stoße man an Grenzen, sagt er. Das Windrad am Gartenzaun ist nicht jedermanns Sache.
Selbst eine Steigerung auf 50 Gigawatt aus heimischer Produktion, ein Wert den Bard grundsätzlich für realistisch hält, würde allerdings bei Weitem nicht reichen, um den langfristigen Bedarf in Deutschland zu decken. Den veranschlagt die Deutsche Energie-Agentur (Dena) für das Jahr 2050 auf 250 Gigawatt. Die fehlenden 200 Gigawatt müssten dann aus dem Ausland kommen.