Man muss das Klimamonster verstehen, um es zu bändigen, sagt Frank Schätzing. Sein neues Buch ist eine Anleitung dazu.
Seit seinem millionenfach verkauften Wissenschaftsthriller „Der Schwarm“ zählt Frank Schätzing zu den bekanntesten deutschen Autoren. Sein neues Buch „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ ist eine packende Bestandsaufnahme der Klimakrise und eine Anleitung, um mit ihr fertigzuwerden. Wissen und Zuversicht seien die wichtigsten Mittel dazu. Im Interview rechnet der 64-Jährige mit der in Deutschland verbreiteten Wissenschaftsskepsis ab und er verrät, warum der bevorstehende Regierungswechsel nicht gleich eine Revolution, aber doch eine nachhaltige Erneuerung des Landes verspricht.
Herr Schätzing, haben Sie eigentlich Spaß an Katastrophen? Die Passagen Ihres neuen Buchs, in denen Sie beschreiben, was bei drei, vier oder sechs Grad Erderwärmung passiert, zählen zu den eindrucksvollsten.
Frank Schätzing: Warum bin ich wohl Thriller-Autor geworden? Der Untergang kann ausgesprochen unterhaltsam sein.
Wollen Sie Ihre Leser in Panik versetzen?
Schätzing: Im Gegenteil, ich will ihnen helfen, einen klaren Kopf zu bewahren! Durch Wissensvermittlung. Wozu auch gehört, ungeschönt zu schildern, was uns bei einer ungebremsten Erderwärmung erwartet. Wir müssen endlich lernen, dass die Klimakrise keine Nischenkrise ist. Sie ist die existenzielle Krise unserer Spezies. Ein Monster. Und Monster bekämpft man umso effizienter, je besser man sie versteht.
Lässt sich das Monster denn noch bändigen?
Schätzing: Und ob! Wir dürfen nur nicht den Mut verlieren angesichts immer rapiderer Umweltveränderungen, Überflutungen, Feuersbrünste, schmelzender Gletscher. Wir sind nicht machtlos, wir können etwas tun. Klimaschutz und Zukunftstechnologien bieten unzählige Handlungsoptionen. Das Absurde ist, dass man in Deutschland manchmal das Gefühl bekommt, die eigentliche Gefahr sei nicht der Klimawandel, sondern der Klimaschutz.
Ist das eine Mentalitätsfrage?
Schätzing: Vielleicht. Pessimismus war hierzulande schon immer intellektuell salonfähiger als Optimismus. Optimisten wird schnell unterstellt, dass ihnen ein paar Gehirnzellen fehlen, hinzu kommt Wissenschaftsskepsis, verbunden mit Erneuerungsangst. Darum haben wir an Auslaufmodellen festgehalten, als sie schon längst nicht mehr funktionierten. Und die Politik hat die Menschen in ihren Ängsten bestätigt, statt ihnen die gewaltigen Chancen einer ökologischen Transformation aufzuzeigen und mutig voranzugehen.