Platinabbau in Südafrika: Für die Energiewende werden Rohstoffe aus aller Welt importiert. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen lassen sie sich meist recyceln.
Von Nils Husmann
Gerd Ganteför zieht ein bitteres Fazit. Eine halbe Stunde referiert der Physiker auf seinem Youtube-Kanal „Grenzen des Wissens“, wie viele Rohstoffe die Energiewende benötige. Auf seiner Homepage schreibt er, sein Kanal mit seinen 80.000 Abonnenten sei „ideologieneutral“, er selbst akzeptiere die Aussage des Weltklimarates IPCC, dass die Erderwärmung menschengemacht sei. Als Leugner des Klimawandels will er nicht dastehen.
Allerdings sei er sich sicher, dass sich Deutschland niemals nur mit Energie aus Wind und Sonne versorgen könne. Im Video, mittlerweile mehr als 130.000-mal aufgerufen, sagt er: „Es gibt diverse Probleme bei der Beschaffung der für eine globale Energiewende benötigten Rohstoffe. Es wird zu Versorgungsengpässen und Preisanstiegen kommen.“ Ganteför beruft sich auf gewichtige Quellen – die Unternehmensberatung McKinsey, die OECD und die Internationale Energieagentur.
Wer sich bisher nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, muss hinterher denken: Das wird alles nichts mit der Energiewende! Wo sollen die metallischen Rohstoffe und Seltenen Erden nur herkommen? Der Professor mit dem weißen Haar beantwortet diese Frage nicht, sondern sät Zweifel: Das kann nicht funktionieren.
Die Energiewende ist komplex. Das macht es leicht, Zweifel zu streuen
Anita Habel ist Kommunikationspsychologin und Sozialwissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf gesellschaftliche Transformation. Außerdem ist sie eine von mehreren Sprecherinnen von Psychologists for Future, deren Überzeugung ist: Die Klimakrise lässt sich ohne Psychologie nicht verstehen oder lösen. Was also bewirken Aussagen wie die von Energiewendeskeptikern wie Ganteför in unseren Köpfen?
„Zweifel fruchten, wenn sie auf fruchtbaren Boden fallen – zum Beispiel, weil wir uns nicht so gut auskennen“, sagt Anita Habel im Gespräch mit EnergieWinde. Das macht die Saat der Zweifel anschlussfähig an die sogenannten „Verzögerungsstrategien“, mit denen – wie der Name schon sagt – wirksame Klimaschutzmaßnahmen auf die lange Bank geschoben werden sollen. Eine dieser Strategien nennt sich: die Nachteile von Klimaschutzmaßnahmen hervorheben.