Von Volker Kühn
Eunice Newton Foote – Die Mutter der Klimawissenschaft
Eunice Newton Foote war noch vor zehn Jahren selbst in Fachkreisen unbekannt. Dabei hat die amerikanische Forscherin und Erfinderin schon 1856 die Bedeutung von CO2 für die Temperatur auf der Erde erkannt. Foote, geboren 1819 im US-Bundesstaat Connecticut, hatte zwei luftdicht verschlossene Glaszylinder in die Sonne gestellt. Einer enthielt das Gasgemisch der normalen Umgebungsluft, der andere ausschließlich CO2. In beiden befanden sich Thermometer. Während das im Luftzylinder nach kurzer Zeit auf 100 Grad Fahrenheit stieg (knapp 38 Grad Celsius), kletterte das im CO2-Zylinder auf 120 Grad Fahrenheit (49 Grad Celsius).
Foote schloss daraus, dass sich die Erdatmosphäre umso stärker erwärmen müsse, je mehr CO2 sie enthielte. „Eine Atmosphäre dieses Gases würde unserer Erde eine hohe Temperatur verleihen“, erklärte Foote. „Und wenn sich, wie manche annehmen, die Luft in einem bestimmten Zeitraum ihrer Geschichte zu einem größeren Anteil mit ihm vermischt hätte, hätte dies zwangsläufig zu einer erhöhten Temperatur geführt.“
Eunice Foote entdeckt den Treibhauseffekt. Doch dafür bekannt wird ein anderer
Ihre Erkenntnisse fasste Eunice Foote in einem zweiseitigen Papier zusammen, das 1856 auf der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science vorgestellt wurde. Die renommierte wissenschaftliche Vereinigung existiert noch heute; sie gibt unter anderem das Magazin „Science“ heraus. Als Frau durfte Foote ihre Ergebnisse zu dieser Zeit allerdings nicht selbst vortragen. Stattdessen verlas sie der Physiker Joseph Henry. Mit Blick auf die Rolle von Frauen in der Wissenschaft erklärte er in einer Vorbemerkung: „Science was of no country and of no sex.“ („Die Wissenschaft kennt kein Land und kein Geschlecht.“)
Als Eunice Foote 1888 starb, war ihre Bedeutung für die Klimaforschung längst vergessen. Stattdessen galt bis vor wenigen Jahren der Ire John Tyndall als Entdecker des Treibhauseffekts. Er publizierte seine Erkenntnisse allerdings erst drei Jahre nach Foote. Dass er ihre Arbeiten kannte, gilt als wahrscheinlich – namentlich zitiert hat er Foote allerdings nie. Ihr Beitrag wurde erst 2010 zufällig wiederentdeckt. 2018 widmete sich ein Symposium der University of California in Santa Barbara ausführlich ihrer Leistung als „Mutter der Klimaforschung“.
Der folgende Kurzfilm beschreibt, wie schwer es Foote als Wissenschaftlerin Mitte des 19. Jahrhunderts hatte, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.