In die Analyse floss eine Reihe von Faktoren ein, etwa die zu erwartenden Stromerträge bei einem Weiterbetrieb, mögliche Ausfallraten, Investitions- und Betriebskosten sowie die Kosten für einen Rückbau und den Bau neuer Parks.
Auch die Lieferkette wurde berücksichtigt. Zulieferer und Häfen sind bereits heute stark ausgelastet, und mit dem geplanten Hochlauf der Offshore-Windenergie in den kommenden Jahren wird sich die Situation verschärfen. Wenn zeitgleich Schiffe, Crews und Hafenflächen gebraucht werden, um Altanlagen zurückzubauen, wird es nicht einfacher. Würde man die Stilllegungen zeitlich strecken, könnte das Entlastung schaffen.
Längere Laufzeiten hätten Vorteile – wirtschaftlich und ökologisch
Auf Basis der fünf untersuchten Szenarien kommt die Studie für das DolWin-Cluster zu klaren Ergebnissen:
- In allen Szenarien sinken die volkswirtschaftlichen Kosten, wenn die Windparks bis zu 35 Jahre lang betrieben werden.
- Die Stromerträge steigen mit längeren Laufzeiten, und zwar umso mehr, je besser der Rückbau zusammenliegender Flächen koordiniert wird.
- Die Belastung der Lieferkette sinkt.
- Es kommt zu niedrigeren Belastungen des Ökosystems im Vergleich zum frühzeitigeren Rückbau der Bestandswindparks.
Die Studie stellt dabei klar, dass sich diese Ergebnisse zunächst nur auf das DolWin-Cluster beziehen. Inwieweit sie auch für andere Gebiete gelten, müsse noch untersucht werden.
Der BDEW als Auftraggeber der Studie spricht sich vor diesem Hintergrund dafür aus, ein Konzept für den Weiterbetrieb zu erstellen. „Die Studie verdeutlicht, dass ein koordinierter Weiterbetrieb von Offshore-Windparks und -Netzanbindungssystemen erhebliche Vorteile für Kosteneffizienz und Umweltbilanz beim Offshore-Wind-Ausbau haben kann,“ sagt BDEW-Geschäftsführerin Kerstin Andreae. „Entscheidend ist, dass Betreiber dafür möglichst frühzeitig Planungssicherheit erhalten, um Betriebs- und Wartungsstrategien entsprechend anzupassen und die mit dem Alter zunehmende Störanfälligkeit der Anlagen gezielt zu adressieren.“
„Laufzeitverlängerungen können eine sinnvolle Ergänzung zur Ausbaupolitik sein“
Ähnlich äußert sich der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO). Dort verweist man auf Anfrage von EnergieWinde auf das Vorgehen in Dänemark: „Die Erfahrungen aus Dänemark zeigen, dass Laufzeitverlängerungen eine sinnvolle Ergänzung zur regulären Ausbaupolitik sein können, sofern sie klar geregelt und umweltverträglich ausgestaltet sind.“ Grundlage seien gezielte Prüfungen zu Sicherheit, Wartung und Umweltschutz, die teilweise mit angepassten Auflagen wie häufigeren Wartungsintervallen verbunden seien.
Nicht nur der Business-Case verbessert sich – sondern auch die CO2-Bilanz
Auch aufseiten der Hersteller hält man einen längeren Betrieb grundsätzlich für möglich. Zwar seien die meisten Offshore-Windturbinen auf Basis von Umweltfaktoren wie Windgeschwindigkeit und Wellenhöhe für eine Lebensdauer von 25 Jahren ausgelegt. „Sollten bei einem spezifischen Projekt die äußeren Bedingungen vorteilhaft sein, können im Einzelfall projektspezifisch auch längere Lebensdauern möglich sein“, erklärte ein Sprecher von Siemens Gamesa auf EnergieWinde-Anfrage. Dies könne entweder schon in der Planungsphase entschieden werden oder aber auch nach einigen Betriebsjahren, wenn man die realen äußeren Bedingungen eines Windparks besser kenne.
„Eine möglichst lange Lebensdauer unserer Anlagen verbessert den Business-Case unserer Kunden und hilft somit, den Wind Offshore-Markt für Investoren noch attraktiver zu machen“, so der Sprecher. Zusatzeffekt: Eine Verlängerung verbessere auch die ohnehin schon gute CO2-Bilanz der Turbinen.