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Lhasa in Tibet: Der Bau des Kraftwerks verändert die Region bereits heute – dabei soll es erst in gut fünf Jahren in Betrieb gehen.
Von Jörn Petring, Peking
Auf dem Dach der Welt beginnt gerade eines der ambitioniertesten Bauprojekte der Menschheitsgeschichte. In der tief eingeschnittenen Yarlung-Tsangpo-Schlucht im Südosten Tibets hat China im Juli offiziell mit dem Bau eines Mega-Wasserkraftwerks begonnen. Es übertrifft selbst die Dimensionen des Drei-Schluchten-Damms, des stärksten Kraftwerks der Erde, noch einmal deutlich.
Das neue Wasserkraftwerk in der Region Mêdog soll bis zu 70 Gigawatt Strom erzeugen und jährlich rund 300 Terawattstunden liefern. Das ist so viel wie ganz Großbritannien verbraucht und in etwa die Leistung aller Atomkraftwerke in Frankreich.
Dafür werden nach Schätzungen der Finanzagentur Bloomberg 60-mal so viel Zement wie für Amerikas berühmten Hoover Dam verbaut, mehr Stahl als in 116 Empire State Buildings und genug Beton, um die Erde fünfmal mit einer zweispurigen Straße zu umspannen.
Der Yarlung Tsangpo, in Indien Brahmaputra genannt, windet sich bei Nyingchi und Mêdog durch eine der spektakulärsten Landschaften der Erde. Genau dieses Naturtheater wollen die Chinesen in Energie verwandeln.