China beginnt den Bau neuer Kohlekraftwerke im Wochentakt. Ob die Anlagen lange laufen werden, ist allerdings offen.
Majestätisch erhebt sich das Kraftwerk Tuoketuo nahe der nordchinesischen Stadt Hohhot aus der Weite der Inneren Mongolei. Aus mehr als einem Dutzend Schornsteinen steigt weißer Rauch auf, während Lastzüge ständig Kohle zur Verbrennung anliefern. Mit zwölf Blöcken und einer Leistung von 6,72 Gigawatt ist es das größte Kohlekraftwerk der Welt. Der hier erzeugte Strom fließt über Leitungen nach Peking und trägt wesentlich zur Stromversorgung der chinesischen Hauptstadt bei.
Doch eigentlich darf es so nicht weitergehen. China ist dringend darauf angewiesen, seine Abhängigkeit von der Kohle zu verringern. Schließlich ist die Volksrepublik der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen und hat mehrfach angekündigt, ihr schmutziges Image loswerden zu wollen.
Im Schnitt genehmigen Chinas Behörden zwei neue Kohlekraftwerke – pro Woche
Dennoch erlebt China derzeit einen kaum vorstellbaren Bauboom. Allein im vergangenen Jahr wurde im Schnitt jede Woche mit dem Bau eines neuen Kohlekraftwerks begonnen. Gleichzeitig wurden durchschnittlich zwei neue Kraftwerke pro Woche genehmigt.
Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort: Von Januar bis Juni gingen neue Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 37 Gigawatt in Bau. Darüber hinaus wurde in diesem Zeitraum der Bau von 52 Gigawatt neuer Kohlekapazitäten genehmigt.
Xi Jinping hat Klimaneutralität bis 2060 versprochen. Der Ruf der KP hängt daran
Dennoch bedeutet diese Entwicklung nicht, dass China von seinen Klimazielen abrückt. Staats- und Parteichef Xi Jinping hat versprochen, die Kohlenutzung zu reduzieren und den Höhepunkt der CO2-Emissionen bis 2030 zu erreichen. Bis 2060 soll das Land klimaneutral sein.
Das sind Versprechen auf höchster Ebene. Sollten sie nicht eingehalten werden, würde dies einen massiven Ansehensverlust für die Kommunistische Partei bedeuten. Die meisten Klimaexperten gehen daher davon aus, dass Peking seine Zusagen einhalten wird.
„Das politische Engagement für die aktuellen Ziele ist sehr stark, also denke ich, dass wir darauf vertrauen können“, sagt Lauri Myllyvirta, Analyst beim Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA), im Gespräch mit EnergieWinde.