
Picture-Alliance/Sven Simon
Von Daniel Hautmann
In der Nacht auf den 16. April gingen die Lichter endgültig aus. Allerdings nicht wie befürchtet in ganz Deutschland, sondern lediglich in den Kontrollzentren der letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke. Nach 63 Jahren endete die Ära der Atomkraft. „Und was ist passiert?“, fragt Jochen Linßen und liefert die Antwort gleich mit: „Nichts.“
Linßen, Abteilungsleiter am Institut für techno-ökonomische Systemanalyse des Forschungszentrums Jülich, hat sich tiefgreifend mit dem Energiesystem der Zukunft beschäftigt. Es wird ein System sein, das ohne Kernkraft auskommt, ohne Kohle und ohne Erdgas – also ohne die Kraftwerke, die bislang die sogenannte Grundlast deckten. Das ist jener Teil der Strommenge, die konstant und zu jeder Zeit des Tages mindestens verfügbar sein muss. Konventionelle Kraftwerke sind dafür gut geeignet, weil ihre Stromproduktion planbar ist.
Künftig allerdings wird das Energiesystem zum großen Teil auf der Wind- und Solarenergie beruhen, auf Quellen also, die als „nicht grundlastfähig“ gelten, weil ihre Leistung vom Wetter abhängt. Ist es stürmisch und sonnig, liefern sie oft mehr Strom, als Deutschland verbrauchen kann. An bedeckten, windstillen Tagen dagegen, im Volksmund „Dunkelflaute“ genannt, fallen sie weitgehend aus.
Und dann? Kommt Deutschland ohne grundlastfähige Kraftwerke aus? Oder muss es sich auf Blackouts gefasst machen?
Damit beschäftigen sich Forscher wie Linßen in ihren Studien seit vielen Jahren. Die gute Nachricht: Es geht auch ohne – die CO2-freie Energieversorgung ist keine Utopie. Sie ist sicher, sauber und günstiger als die alte. Wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.