Einbau eines digitalen Zählers: Vor allem Haushalte mit hohem Verbrauch könnten mit dynamischen Stromtarifen Geld sparen.
Von Volker Kühn und Daniel Hautmann
Der 2. Juli war ein außergewöhnlicher Tag. An der Strombörse fiel der Preis an diesem sonnigen und windigen Sonntag auf minus 500 Euro pro Megawattstunde. Das ist der niedrigste Wert, den die Börsenbetreiber überhaupt zulassen, damit die Verluste von Stromerzeugern nicht ausufern. Kunden hätten in dieser Zeit theoretisch 50 Cent mit jeder Kilowattstunde verdienen können, die sie mit Waschmaschine, Herd oder Elektroauto verbrauchten.
Tatsächlich allerdings haben bislang nur wenige Verbraucher die Chance, von Zeiten niedriger oder gar negativer Börsenstrompreise direkt zu profitieren. Denn dazu sind zwei Voraussetzungen nötig:
- Sie müssen einen dynamischen Stromtarif besitzen, bei dem ihr Versorger nicht feste monatliche Abschläge kassiert, sondern das pausenlose Auf und Ab der Börse an sie durchreicht.
- Und sie brauchen ein Smart Meter, einen digitalen Stromzähler, der ihren Verbrauch mithilfe eines sogenannten Gateways nahezu in Echtzeit an den Versorger meldet.
Doch beides dürfte bald auf sehr viel mehr Verbraucher zutreffen. Denn ab 2025 sind die Stromversorger in Deutschland verpflichtet, dynamische Tarife ins Programm zu nehmen; erste Anbieter finden sich bereits in den einschlägigen Vergleichsportalen. Und bis 2032 sollen flächendeckend alle alten Stromzähler durch Smart Meter ersetzt werden. Verpflichtend ist der Einbau bereits ab 2025 für Kunden mit einem Stromverbrauch ab 6000 Kilowattstunden pro Jahr oder einer PV-Anlage ab sieben Kilowatt Nennleistung.
Das Ziel: Stromverbrauch und Stromerzeugung sollen angeglichen werden
Die Idee dahinter: Im Stromsystem der Zukunft ersetzen zunehmend wetterabhängige erneuerbare Energien wie Windkraft und PV die alten konstant durchlaufenden konventionellen Kraftwerke. Das Stromangebot schwankt deshalb immer stärker. Um die Netze stabil zu halten, soll daher die Nachfrage besser darauf abgestimmt werden. Das Instrument dazu ist der Preis: Kunden sollen einen Anreiz haben, Strom möglichst dann zu verbrauchen, wenn er im Überschuss vorhanden und deshalb günstig ist.