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Die Kubuqi färbt sich blau: China baut ein gigantisches Solarkraftwerk in die Sandwüste in der Inneren Mongolei.
Von Jörn Petring, Peking
In der Kubuqi-Wüste in der Inneren Mongolei glitzern endlose Reihen von Solarmodulen, wo einst Sanddünen den Horizont bestimmten. Was früher als „Meer des Todes“ verrufen war, verwandelt sich durch den massiven Ausbau der Fotovoltaik in ein „Meer der Solarenergie“. Die schon heute gigantische Anlage soll bis 2030 auf 100 Gigawatt wachsen und sich über 400 Kilometer erstrecken. Das Projekt steht sinnbildlich für den rasanten Umbruch in Chinas Energiesektor: Die Volksrepublik könnte den Höhepunkt ihrer CO₂-Emissionen bereits jetzt erreicht haben, obwohl das offizielle Ziel „vor“ 2030 vorgibt.
Tatsächlich sind Chinas energiebedingte CO₂-Emissionen im ersten Quartal 2025 im Vorjahresvergleich um rund 1,6 Prozent gefallen. Und das, obwohl Wirtschaft und Stromnachfrage gewachsen sind. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Energieexperten Lauri Myllyvirta hervor. Demnach sanken die Emissionen auch über die vergangenen zwölf Monate um etwa ein Prozent.
Die Stromnachfrage wächst – aber die Erneuerbaren wachsen schneller
Das Besondere: Erstmals ist nicht ein Konjunktureinbruch oder eine Pandemie der Grund für einen Emissionsrückgang, sondern der beispiellose Ausbau sauberer Energie. Neue Windparks und Solaranlagen lieferten so viel zusätzlichen Strom, dass die Energie aus Chinas Kohlekraftwerken trotz steigender Nachfrage gedrosselt werden konnte. Auch neue Kernkraftwerke trugen dazu bei, fossilen Strom zu verdrängen. Im Vergleich zu den Erneuerbaren spielen sie aber bestenfalls eine Nischenrolle in der chinesischen Energiepolitik.