All das führt dazu, dass die Zahl der weltweit betriebenen Reaktoren seit Jahrzehnten kaum noch wächst. In vielen Jahren gehen sogar mehr Anlagen vom Netz, als neu angeschlossen werden. Allein der Neubau in China schönt die Bilanz.
Die CO2-Emissionen müssen jetzt runter. Neue Reaktoren kommen dafür zu spät
Käme es jetzt tatsächlich zu der oft beschworenen „Renaissance der globalen Atomenergie“, wären die neuen Reaktoren zudem zu spät betriebsbereit, um beim Erreichen der Klimaziele zu helfen. Denn dazu müssen die Emissionen schon kurzfristig stark sinken. „Jedes Projekt benötigt mindestens zehn, wenn nicht 15 Jahre bis zur Fertigstellung. In diesem Zeitraum muss aber die Energiewende eigentlich abgeschlossen sein“, erklärt Kemfert. „Der Bau von erneuerbaren Energien geht nicht nur schneller, sondern ist deutlich billiger.“
Die Liste der Beispiele für nukleare Kostenexplosionen ist lang. Die im US-Bundesstaat Georgia gebauten Atomreaktoren Vogtle 3 und 4 etwa, von denen erst einer seit diesem Jahr in Betrieb ist, haben mit 30 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viel gekostet wie geplant. Zwischenzeitlich sorgten sie sogar für die Insolvenz des Atomkonzerns Westinghouse. Derzeit diskutiert der Staat eine Kostenumlage, mit der die Verbraucher die Kosten für das Atomkraftwerk tragen müssten.
Überall explodieren die Baukosten. Und der Betrieb verschlingt Milliarden
Auch der neue Reaktor im französischen Atomkraftwerk Flamanville 3 schlug über die 16-jährige Bauzeit mit satten 12,7 Milliarden Euro zu Buche – anvisiert waren lediglich 3,2 Milliarden.
Und auf der anderen Seite des Kanals rechnet die britische Kontrollbehörde National Audit Office für die beiden neuen Reaktoren im Kernkraftwerk Hinkley Point C vor, dass der Betrieb über die gesamte Laufzeit mit rund 35 Milliarden Euro subventioniert werden muss und dass Investitionen in Wind- und Solarenergie deutlich günstiger für den Steuerzahler ausgefallen wären.
Nicht ohne Grund werden im Vorwege für den Betrieb von Atomkraftwerken feste Stromabnahmepreise vereinbart, die nicht mit dem Strom aus den immer günstiger werdenden erneuerbaren Energien konkurrieren können.