Auch öffentlicher Protest soll helfen, die verwässerte Taxonomie zu verhindern – wie hier im Februar vor dem Kanzleramt.
Von Volker Kühn
Wenn die EU-Kommission den Entwurf für einen brisanten Rechtsakt spät in der Silvesternacht verschickt, darf man dahinter die Absicht vermuten, dass er im allgemeinen Feiertrubel untergeht. Sollte der Verdacht zutreffen, wäre das im Fall der sogenannten Taxonomie allerdings gründlich schiefgegangen. Denn über kaum einen klimapolitischen Plan der Kommission wurde seit dem Jahreswechsel so kritisch diskutiert wie über den, Erdgas und Atomkraft in der Taxonomie-Verordnung als nachhaltig einzustufen.
Ein Energieträger, der das Klima aufheizt, und einer, dessen Hinterlassenschaften die Menschheit noch Jahrtausende beschäftigen werden, erhielten damit ein Öko-Siegel. Eine breite Allianz von Wissenschaftlern, Politikern, Umweltschutzorganisationen und der Finanzindustrie hält das für Greenwashing. Dabei ist die Taxonomie eigentlich dazu gedacht, genau das zu verhindern: Sie soll Investoren einen objektiven Katalog liefern, mit dessen Hilfe sie ihr Geld nachhaltig anlegen können, damit es Gutes bewirkt.
Das Parlament hat die Taxonomie durchgewinkt. „Das ist ein fatales Signal“
Gestern ist die EU-Kommission ihrem Ziel allerdings einen großen Schritt nähergekommen: Das EU-Parlament hat die Taxonomie mit einer Mehrheit von 328 zu 278 Stimmen durchgewinkt, 33 Abgeordnete enthielten sich. Dabei hatten sich die Kritiker wenige Tage zuvor noch Hoffnung gemacht, dass das Parlament die Verordnung stoppen würde, als die Mitglieder des Umwelt- und Wirtschaftsausschusses sie mehrheitlich abgelehnt hatten.