Helgoland
Alle Hafenlagen auf Helgoland haben zu wenig Kapazitäten, um größere Offshore-Komponenten umzuschlagen. Zudem reicht die Wassertiefe nicht, um größere Schiffe einfahren zu lassen. Für die Lagerung größerer Bauteile sind die Hafenlagerflächen der Insel zu klein. „Eigentlich eignet sich die Insel wegen ihrer Lage gut als Errichter-Standort, aber die notwendigen Investitionen in den Hafenstandort kann weder der Bund noch die Gemeinde finanzieren“, antwortet Peter Singer von der Hafenprojekt-Gesellschaft Helgoland auf eine Anfrage von EnergieWinde.
Deshalb ist der Hafenstandort Helgoland als Servicehafen für Wartungsarbeiten am HelWin Cluster aktiv. Von Helgoland aus starten Crew Transfer Vessels zu den dortigen Windparks. Ist das Wetter für das Übersetzen mittels Crew Transver Vessels (CTV) zu schlecht, bringen Helikopter die Techniker von Helgoland aus zum Bestimmungsort.
Die Techniker sind während ihres 14-tägigen Schichtbetriebs in Quartieren auf Helgoland untergebracht, die von ihrem Arbeitgeber gekauft oder angemietet wurden. Ihre Zahl variiert je nach Saison: Von November bis März „überwintert“ eine kleine Zahl Störfalltechniker auf der Insel, ab April leben mehr Servicetechniker auf der Insel. Die beiden Servicestationen von RWE und Wind MW sind das ganze Jahr über mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzt.
Büsum
Im schleswig-holsteinischen Hafen Büsum wurden bisher nur Windkraftanlagenteile für die Onshore-Industrie umgeschlagen und Transformatoren angelandet. Auch die Lagerung von Bauteilen spielt eher eine kleine Rolle: „Lagerfläche ist auf der Kaianlage im Vorhafen in gewissem Umfang vorhanden, aber nur begrenzt“, sagt Stefan Möller vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein. Man könne weitere Lagerflächen schaffen, aber dafür müsste ausgebaut werden.
Der Hafen positioniert sich als Versorgungs- und Servicehafenhafen: Von Büsum aus gelangen Techniker zu den Windparks. Für die Jahre 2020 und 2021 verzeichnete Büsum 90 Ein- und Ausfahrten von Crew Transfer Vessels, die insgesamt 1219 Techniker auf hohe See und zurück brachten. Auch Helikoptereinsätze sind möglich. Einen offiziellen Landeplatz für Helikopter gibt es im Hafengebiet von Büsum nicht, aber der 4,5 Kilometer entfernte Flugplatz Heide-Büsum in Oesterdeichstrich dient als Ausweichmöglichkeit.
Büsum hat eine schwerlastfähige Hinterlandanbindung und ist über die Bundesstraße 203 an die A23 angeschlossen. Der Hafen verfügt auch über einen Schienenanschluss, der momentan allerdings stillgelegt ist und erst reaktiviert werden müsste.
Rendsburg/Osterrönfeld
Der Schwerlasthafen Rendsburg/Osterrönfeld am Nord-Ostsee-Kanal ist spezialisiert auf Umschlag und Lagerung von Stückgut, Schwergut und Containern. Für den Umschlag von Offshore-Windenergieanlagenkomponenten ist außerdem das Aufjacken von Installationsschiffen möglich.
Für die Windkraftbranche dürfte das 50 Hektar große Gewerbegebiet in direkter Nähe zum Hafen Rendsburg interessant sein: Laut Hafenbetreiber bietet es genug Raum für Ansiedlungen, Produktion, Umschlag und Lagerung von Anlagenteilen für Windparkanlagen.
Husum
Husum vermarktete sich einst als Wiege der Windkraft, bleibt aber hinter seinem Potenzial zurück. In den 2010er Jahren lief im Hafen vor allem der Umschlag von Onshore-Windanlagen für den Export, Windanlagen wurden sogar in einer Werft im Hafen produziert. 2017 schloss der Betreiber das Werk.
Der geringe Tiefgang im Hafen schränkt Husum als Basishafen für den Umschlag schwerer Lasten ein, der Standort könnte sich stattdessen als Versorgungs- und Reaktionshafen etablieren, denn der Hafen hat auch einen Heliport.
Elbehafen Brunsbüttel
Schon seit Längerem spielen Umschlag, Lagerung und Transport von Bauteilen für Offshore-Windkraftanlagen eine immer wichtigere Rolle, etwa beim Verladen von Rotorblättern für den Offshore-Windpark Ormonde in der Irischen See: Schon jetzt werden jährlich über 1500 Elemente über den Elbehafen umgeschlagen, und die Umschlagzahlen steigen stetig. Der Universalhafen kann auch Offshore-Anlagen der Fünf-Megawatt-Klasse händeln.
Auch die Aus- und Umrüstung von Plattformen können im Elbehafen erfolgen. In der Vergangenheit hat Brunsbüttel etwa die Plattform „Buzzard“ für den Einsatz an Deutschlands erstem Offshore-Windpark Alpha Ventus ab- und umgerüstet: Kran und Bohrhammer wurden deinstalliert und stattdessen ein Hubschrauberlandeplatz auf der Plattform eingerichtet.
Weil sich die Anlagenhersteller Siemens und Vestas im nahe gelegenen dänische Hafen Esbjerg angesiedelt haben und Esbjerg deshalb als direkt konkurrierender Produktions- und Installationshafen für die Offshore-Industrie dient, könnte sich Brunsbüttel künftig verstärkt als Produktions- und Lagerungsort auf Fundamente und Seekabel konzentrieren.
Dagebüll
Eigentlich ist Dagebüll vornehmlich Starthafen für Touristen, die auf die Inseln Föhr und Amrum übersetzen. 2009 übernahm der Hafen allerdings auch eine Rolle beim Umschlag von Komponenten: Von der schwerlastfähigen Nordmole wurden bis zu 400 Tonnen schwere Gondeln und Türme für Windkraftanlagen umgeschlagen. Seitdem sind die Offshore-Aktivitäten im Hafen eingeschlafen. Das Potenzial, ihn als Service- und Versorgungshafen zu nutzen, ist aber da.