Marineschiff „Berlin“: Russlands Krieg in der Ukraine verschärft einen Verteilungskonflikt in der Nordsee.
Von Heimo Fischer
Deutschland ist ein Land mit vergleichsweise kurzen Küstenlinien und darf deshalb nur eine kleine Fläche in der Nord- und Ostsee wirtschaftlich nutzen. Damit das geordnet abläuft, steckt ein Raumordnungsplan die Areale ab. Er legt die Flächen fest für Kiesbagger, Schweinswale, Fischerboote oder Schifffahrtslinien. Und er schreibt vor, wo sich Windräder drehen und wo Kriegsschiffe kreuzen dürfen.
Der aktuelle Raumordnungsplan stammt von 2021, ist also noch gar nicht alt. Er kam nach langen Gesprächen zwischen den beteiligten Akteuren zustande. Doch schon jetzt kündigt sich ein neuer Konflikt darüber an, wer welche Flächen in Nord- und Ostsee nutzen darf. Das liegt am politischen Koordinatensystem, das sich in den vergangenen Monaten grundlegend verschoben hat.
Zum einen hat die Ampelkoalition die Ausbauziele für Offshore-Wind drastisch erhöht. Das geänderte Windenergie-auf-See-Gesetz sieht vor, die Leistung von heute knapp acht Gigawatt bis 2030 auf 30 Gigawatt zu erhöhen. 2035 soll sie bei 40 Gigawatt liegen, 2045 sogar schon bei 70 Gigawatt. Das sind Tausende neuer Offshore-Windräder – für die der im aktuellen Raumordnungsplan ausgewiesene Platz bei Weitem nicht ausreicht.