Windräder am Hamburger Hafen: Norddeutschland profitiert von seiner Rolle als Deutschlands Energiedrehscheibe.
Von Volker Kühn
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Techkonzern einen zweistelligen Milliardenbetrag in Deutschland investiert. Entsprechend groß war das Bewerberfeld potenzieller Standorte. Auch in Bayern machte man sich Hoffnung. Doch der Zuschlag für Intels Chipproduktion ging nicht etwa nach München, sondern mehr als 500 Kilometer weiter in den Norden, nach Sachsen-Anhalt. Für 17 Milliarden Euro will der Konzern in Magdeburg eine Fabrik hochziehen und Tausende Jobs schaffen. Zwar galt die Stadt bislang nicht als Techhochburg. Doch Sachsen-Anhalt kann Intel etwas bieten, das Bayern fehlt: grünen Strom im Überfluss.
Deutschlands industriepolitische Landschaft verschiebt sich gerade, und es ist der Norden, der dabei profitiert. Schleswig-Holstein und Niedersachsen, Brandenburg, und Sachsen-Anhalt: Die Länder, die in den vergangenen Jahren die Windkraft beherzt ausgebaut haben, sind heute für energieintensive Unternehmen besonders attraktiv. Denn Intel ist kein Einzelfall. Auch Teslas Gigafactory in Brandenburg etwa wäre ohne die vielen Windparks in der Region undenkbar gewesen.
Immer wieder geht es um Milliardensummen. So wie beim Batteriehersteller Northvolt. Erst im März haben die Schweden angekündigt, im schleswig-holsteinischen Heide eine Fabrik mit 3000 Jobs zu bauen, die Batterien für bis zu eine Million Elektroautos produzieren soll. Northvolt hatte einen klaren Grund für die Standortwahl: den Überschuss an Strom aus On- und Offshore-Windkraft im Norden.