Unter den deutschen Häfen ist es Cuxhaven dabei noch am ehesten gelungen, sich zu einem Offshore-Wind-Zentrum zu entwickeln. Mit dem Windradbauer Siemens Gamesa hat sich dort 2017 ein großer Industriepartner angesiedelt. Die neuen Liegeplätze sollen den Standort weiter stärken.
Doch Cuxhaven allein werde nicht ausreichen, um all die geplanten Windparks zu bauen, mahnt die Branche an. Nötig sei mindestens ein weiterer Nordseestandort. Dabei ist selbst die Finanzierung der 300 Millionen Euro für Cuxhaven noch ungeklärt.
Grundsätzlich sind Häfen Ländersache. Der Finanzbedarf der niedersächsischen Häfen geht allerdings weit über die Liegeplätze in Cuxhaven hinaus. „Ich habe parallel mehrere hohe Investitionen, die zusammen Richtung eine Milliarde gehen und die ich so nicht im Haushalt des Landes verankert bekomme“, sagte Lies. Deshalb werden andere Finanzierungsformen gebraucht. Der Blick richtet sich dabei naturgemäß zuerst auf den Bund. Kanzler Olaf Scholz blieb bei einem Besuch in Cuxhaven im August allerdings vage, was eine Finanzspritze aus Berlin anging.
Der Investitionsbedarf ist gewaltig. Lies mahnt neue Wege zur Finanzierung an
Er wolle den Hafen allerdings auch gar nicht vom Bund geschenkt haben, sagte Lies. Vielmehr seien Instrumente nötig, die es ihm ermöglichten, den Ausbau so zu finanzieren, dass sie den Haushalt nicht blockierten. Dabei könnten etwa langfristige KfW-Kredite helfen. An den 300 Millionen Euro werde es am Ende aber sicher nicht scheitern, versicherte Lies.
Vor allem müsse jetzt schnell eine umfassende Hafenstrategie her, erklärten die drei Minister im BWO-Talk. „Es muss alles parallel passieren, der Staat muss schnell in die Absicherung gehen, denn wenn wir das Ziel für 2030 sehen, können die Unternehmen nicht mehr warten“, sagte Lies. „Klare Vereinbarungen von Zeitschienen und -gerüsten können Sicherheit hineinbringen, aber auch Infrastrukturmaßnahmen wie die rechtzeitige Installation von Anbindungsleitungen können einen Hochlauf befördern“, sagt Tobias Goldschmidt.
Droht ein Kampf der Häfen? Unwahrscheinlich – es gibt mehr als genug zu tun
Deutschland verfügt grundsätzlich über eine ganze Reihe von Offshore-Wind-Häfen, die mit entsprechendem Rückenwind aus der Politik neue Arbeitsplätze schaffen könnten. Dazu zählen etwa Emden, Rostock und Sassnitz auf Rügen. In Schleswig-Holstein könnten Büsum und Brunsbüttel weitere Unternehmen anziehen. Allerdings eignen sich nicht alle Häfen für sämtliche Anforderungen der Industrie. Gerade im Bereich der Montage geht es um riesige Flächen.
In einem Punkt sind sich die Küstenländer einig: „Es verbietet sich, einen Konkurrenzkampf zwischen den Häfen zu führen, da bei dem Umfang der anstehenden Aufgaben für alle etwas dabei ist“, sagte Goldschmidt.