Die Gewichte in der Windenergie auf See verschieben sich. Lange hat Europa den Markt dominiert; hier wurden 1991 die ersten Offshore-Windräder überhaupt errichtet. Inzwischen aber liegt Asien vorn. Dort stehen nach Zahlen des World Forum Offshore Wind 140 der weltweit 253 Offshore-Windparks. Die mit Abstand meisten davon entfallen auf China. (Das Foto zeigt die Verschiffung von Rotorblättern im Hafen von Yantai.) Insgesamt gingen im letzten Jahr 42 neue Parks ans Netz. Hinter China ...
... folgt Großbritannien auf Rang zwei der Länder mit der größten Offshore-Windkapazität. Auch die Plätze drei bis sieben belegen Europäer, bevor mit Vietnam, Taiwan und Japan wieder asiatische Länder folgen. Blickt man auf die im Bau befindlichen Parks, ist der Vorsprung Chinas allerdings nicht ganz so groß. Dort wurde Ende 2022 an Turbinen mit zusammen fast vier Gigawatt gebaut, in Großbritannien waren es knapp drei. In Deutschland läuft der Ausbau nach langem Stillstand gerade erst wieder an. Auffällig ist, ...
... dass mit Frankreich auch ein Spätstarter in der Offshore-Windenergie inzwischen zu einer Aufholjagd angesetzt hat. Dort waren Ende vergangenen Jahres Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp einem Gigawatt in Bau. Das Foto zeigt den Windpark Saint-Nazaire vor der Bretagne, der 2022 als erster kommerzieller Offshore-Park Frankreichs überhaupt in Betrieb ging – mithilfe eines neuen Verfahrens zum Bau der Fundamente. Künftig werden weitere Weltregionen in den Fokus der Branche rücken wie etwa ...
... Brasilien, wo zwar auch heute schon Windräder mit einer Leistung von mehr als 25 Gigawatt stehen – aber bislang nur auf dem Festland. Die brasilianische Umweltbehörde Ibama, zuständig für die Genehmigung, spricht von ersten Anfragen für rund 170 Gigawatt Offshore-Wind. Das wäre fast das Dreifache der bislang weltweit installierten Kapazität und mehr als das Land verbrauchen könnte. Möglich wäre, einen Teil der Energie zur Produktion von grünem Wasserstoff für den Export zu nutzen. Ein weiterer Trend ...
... in der Offshore-Windenergie ist die wachsende Bedeutung schwimmender Anlagen (Floating-Wind). Damit lassen sich auch Gewässer erschließen, die zu tief für fest im Boden verankerte Anlagen sind. Das trifft etwa auf Norwegen zu, wo der Festlandssockel steil abfällt. Aber auch China, wo dieses schwimmende Fundament verschifft wird, setzt auf die Floating-Technologie. Doch ebenso groß wie die Pläne zum Ausbau der Windkraft auf See sind auch die Herausforderungen. Zu schaffen macht der Branche ...
... unter anderem der Mangel an Schiffen zum Bau der Windparks auf See. Das Foto zeigt die japanische „Blue Wind“, die sich mit ihren 90 Meter langen Beinen auf dem Meeresboden abstützen und über die Wasseroberfläche stemmen kann. Sie gilt als weltgrößtes Errichterschiff und soll in diesen Wochen in Betrieb gehen. Der Bedarf an solchen Jack-up-Vessels ist groß und könnte ab 2026 das Angebot übersteigen. Die Branche drängt deshalb darauf, die Produktionskapazitäten der Werften hochzufahren. Doch ...
... bislang existieren nach Zahlen des Global Wind Energy Councils weltweit nicht einmal 50 Jack-up-Vessels. Vor allem in den USA könnte das zum Problem werden, wenn dort der Ausbau der Offshore-Windenergie anläuft. Ein Gesetz, das den Einsatz amerikanischer Schiffe vorschreibt, verschärft die Lage. Spezialwerften in Europa und Asien reagieren inzwischen allerdings auf den Mangel und haben Neubauten aufgelegt. Gebraucht werden die Werften aber nicht allein für den Bau der riesigen Schiffe, sondern auch für die nicht weniger beeindruckenden Anlagen ...
... zum Abtransport des Stroms der Windparks. Diese sogenannten Konverterstationen wandeln den Wechselstrom der Windräder in Gleichstrom um und schicken ihn gebündelt zur Küste. Das Foto zeigt die Verschiffung der Konverterstation Dolwin gamma, die 2017 in Warnemünde gebaut wurde. Derzeit verfügt Deutschland allerdings über keinen einzigen Standort, der in der Lage wäre, die gewaltigen Anlagen zu konstruieren. Die Übertragungsnetzbetreiber haben entsprechende Aufträge zuletzt ins Ausland vergeben. Die Branche ...
... fordert daher, den derzeit von der Marine genutzten Standort Warnemünde künftig parallel auch wieder für Konverterstationen einzusetzen. Nur durch eine geschlossene Wertschöpfungskette in Deutschland und Europa lasse sich sicherstellen, dass der Ausbau der Offshore-Windenergie wie von der Bundesregierung und der EU geplant realisiert werden könne und die Regionen davon adäquat profitierten, heißt es aus der Windindustrie.