Zwischen Sturm und Flaute: Die Windenergie gibt derzeit ein paradoxes Bild ab.
Von Volker Kühn
Wer die Nachrichten über Europas Windindustrie verfolgt, könnte glauben, es gäbe zwei Branchen: eine mit einer goldenen Zukunft und eine andere im Abwärtsstrudel. Da sind zum einen die Meldungen über den stürmischen Ausbau der Windkraft an Land und auf See. Die EU, Deutschland und viele andere Länder geben gewaltige Ziele vor. Allein die deutsche Offshore-Windkraft soll innerhalb von nur sieben Jahren von heute 8,4 auf 30 Gigawatt wachsen. Die EU-Kommission plant 2030 insgesamt sogar mit 510 Gigawatt – ebenfalls mehr als doppelt so viel wie heute.
Überall werden die Ziele hochgeschraubt, soll sich das Tempo vervielfachen, schwärmen Politiker von neuen Jobs, Fabriken und einer Zukunft ohne fossile Energie. Die Windkraft, eine Branche im Aufwind.
Doch dann sind da Meldungen, die so gar nicht dazu passen wollen, über Entlassungen bei Turbinenherstellern, über die Schließung von Produktionsstandorten, über Millionenverluste. Von wegen Aufwind – diese Meldungen klingen, als drohe der Branche ein Kollaps wie zuvor der Solarindustrie.
Ja, was denn nun?
„Politische Zielvorgaben sind eben noch keine Aufträge“, sagt Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer beim Fachverband VDMA Power Systems, der die Interessen der Anlagenbauer vertritt. Was den Herstellern fehlt, sind konkrete Ordereingänge, die ihre Produktionsstätten auslasten würden.