Windrad-Baustelle in Brandenburg: An den jüngsten Ausschreibungen der Bundesnetzagentur haben weniger Betreiber teilgenommen als von der Bundesregierung geplant.
Von Daniel Hautmann
Als die Ampelregierung vor einem Jahr die Große Koalition ablöste, erhoffte sich die Windindustrie endlich neuen Schwung für ihre Projekte. Immerhin soll der Ökostromanteil laut dem Koalitionsvertrag bis 2030 von heute 50 auf 80 Prozent steigen, und Windräder spielen eine Hauptrolle in diesem Plan. Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigte dazu den Bau von Anlagen mit einer Kapazität von zunächst 5000 Megawatt pro Jahr an. Das wären jeden Tag drei bis vier neue Turbinen, wenn man von einer durchschnittlichen Leistung von vier Megawatt ausgeht.
Tatsächlich hat der Ausbau zuletzt wieder etwas Fahrt aufgenommen. Doch von seinen Zielen ist Deutschland nach wie vor weit entfernt. In diesem Jahr dürfte der Neubau gerade einmal die 2000-Megawatt-Marke knacken. Und auch in naher Zukunft zeichnet sich keine echte Trendwende ab.
Woran liegt das? Und was muss sich ändern, damit die Windkraft ihre Zielvorgaben erfüllen kann? Auf der Suche nach Antworten hat sich EnergieWinde in der Windbranche umgehört.
Die Baukosten steigen – aber die Erlöse der Windparks sind gedeckelt
Kritik äußern Experten vor allem am sogenannten Ausschreibungsdesign, also dem Verfahren, nach dem der Bau neuer Windparks organisiert ist. Die Bundesnetzagentur, eine dem Wirtschaftsministerium untergeordnete Behörde, gibt dazu in Auktionen bestimmte Gesamtkapazitäten vor. Wer einen Windpark plant, muss sich mit seinem Projekt in diesen Auktionen bewerben. Er gibt dazu einen Mindestpreis an, den ihm der Staat für den Strom seiner Windräder garantieren muss. Wer den geringsten Preis je Kilowattstunde aufruft, erhält den Zuschlag. So soll sichergestellt werden, dass Verbraucher und Unternehmen möglichst wenig für ihren Strom zahlen.
In ihren jüngsten beiden Auktionen hatte die Bundesnetzagentur Windparks im Umfang von je 1320 Megawatt ausgeschrieben. Doch beide Male gingen weniger Gebote ein: Im September waren es 772 Megawatt, im Mai 947 Megawatt. Das liegt aus Sicht von Branchenkennern vor allem daran, dass der Höchstpreis, den Bieter für ihren Strom aufrufen dürfen, gedeckelt ist; er liegt bei 5,88 Cent je Kilowattstunde.