Nach seiner Flucht aus Syrien hat Muohsien Alhamada in Deutschland eine Ausbildung zum Windkrafttechniker durchlaufen. Fachkräfte wie er sind in der Branche heiß begehrt.
Von Daniel Hautmann
Als Muohsien Alhamada im Dezember 2015 nach einer Odyssee durch halb Europa in Unna ankam, kannte er nur ein deutsches Wort: Hallo! Inzwischen spricht und schreibt der gebürtige Syrer nahezu perfektes Deutsch und hat vom Land der Dichter und Denker mehr gesehen als viele, die hier zur Welt gekommen sind. Kein Wunder: Der 33-Jährige arbeitet als Windkraft-Servicetechniker – und von den bis zu 160 Meter hohen Maschinenhäusern hat er seine neue Heimat fest im Blick. „Ziemlich cool“, findet er seinen Job.
Facharbeiter wie Muohsien Alhamada bräuchte es zu Hunderttausenden. Denn Männer und Frauen, die die Energiewende in die Tat umsetzen, fehlen hinten und vorne, oben und unten: Elektriker, Kran- und Lkw-Fahrer, Monteure, die in schwindelnder Höhe arbeiten, Personal in Büros und Behörden.
Zu wenig Berufseinsteiger: Der Fachkräftemangel wird zur Wachstumsbremse
Schon heute kommt Deutschland auf dem Weg in die Klimaneutralität deshalb langsamer voran. Künftig wird sich das Fachkräfteproblem noch verschärfen. Denn nicht nur der Erneuerbaren-Branche fehlt Personal. Bis 2030 könnte Deutschland fünf Millionen Fachkräfte zu wenig haben, weil mehr Menschen in Rente gehen, als auf dem Arbeitsmarkt nachrücken, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sagt.
Auch eine Kurzstudie im Auftrag der Grünen kommt zu dramatischen Ergebnissen. Um Deutschland klimaneutral zu machen, fehlen demnach allein 2035 insgesamt 767.200 Personen. 58 Prozent davon sind Fachkräfte. Da verwundert es nicht, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) den Fachkräftemangel jüngst die „größte Wachstums- und Wohlstandsbremse für dieses Land“ nannte.