Bau eines Offshore-Windparks in der Nordsee: Um die Ausbauziele zu erreichen, sollte Deutschland erwägen, Parks in den Meeresgebieten der Nachbarländer zu bauen, sagt Jörg Kubitza.
Herr Kubitza, vor zehn Jahren ging EnergieWinde an den Start, das journalistische Angebot von Ørsted. Damals machten Schlagworte wie „Altmaier-Knick“, „Strompreisbremse“ und „Fadenriss“ die Runde. Wie haben Sie die Energiepolitik in dieser Zeit erlebt?
Jörg Kubitza: Das waren turbulente Jahre. Ich war damals Chefstratege beim Turbinenbauer MHI Vestas. Offshore-Wind war noch ein zartes Pflänzchen, in das die Menschen an der Küste viel Hoffnung gesteckt hatten. Ich erinnere mich noch, wie die ersten Tripod-Fundamente aus den Fabrikhallen gerollt wurden, mit Musik und Lichtshow. Wenn man durch Emden oder Bremerhaven ging, hat man überall Aufbruchstimmung gespürt. Aber dann kam der Fadenriss, und plötzlich war da nichts mehr.
Was hat den Aufschwung abgewürgt?
Kubitza: Die Unsicherheit, wie es politisch weitergehen würde. Wenn der Gesetzgeber seine Pläne immer wieder ändert oder den Ausbau der Erneuerbaren öffentlich in Zweifel zieht, fehlt der Industrie irgendwann das Vertrauen. Die Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen. Ansonsten bleiben die nötigen Investitionen aus, in Innovationen, in Ausbildung und Arbeitsplätze, in die Infrastruktur an der Kaikante und so weiter. Die Folge waren die Industriebrachen in Städten wie Bremerhaven. Ich glaube, diesen Fadenriss aus der Zeit von Peter Altmaier haben viele in der Branche bis heute nicht vergessen.