Mit der Genehmigung des Offshore-Windparks Alpha Ventus hat das BSH 2001 ein neues Kapitel in seiner Geschichte aufgeschlagen.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, kurz BSH, ist Deutschlands oberste Meeresbehörde. Seine Aufgaben sind vielfältig – die Wracksuche zählt ebenso dazu wie die Erstellung von Seekarten oder die Vergabe von Offshore-Windflächen. Das BSH ist dabei für die sogenannte ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) zuständig, den Bereich zwischen zwölf und 200 Seemeilen vor der Küste. So groß das Gebiet wirkt, so kleinteilig ist es bei näherem Hinsehen, denn mit Schifffahrt, Marine, Naturschutz, Rohstoffabbau und Windindustrie beanspruchen die unterschiedlichsten Nutzer ihren Platz. Wie das BSH diese Interessen zu vereinbaren versucht und welche Rolle die Windenergie spielt, erklären BSH-Präsident Helge Heegewaldt und Abteilungsleiter Nico Nolte im Gespräch mit Daniel Hautmann.
Herr Heegewaldt, Herr Nolte, die Wurzeln des BSH gehen zurück auf das Jahr 1868. Damals hieß das Institut noch Norddeutsche Seewarte. Wie haben sich die Aufgaben verändert?
Helge Heegewaldt: Damals ging es in erster Linie um Berechnungen für Segelschiffe, um Strömungsberechnungen und darum, die Schifffahrt sicherer zu machen. Nach 1945 trat dann die Hydrographie, die Messung und Beschreibung der physikalischen Eigenschaften von Ozeanen, in den Vordergrund. 1990, nach dem Mauerfall, gab es dann auf einmal viel mehr Küste. Da wurde dann das heutige BSH gegründet.
Mittlerweile gehört auch das Thema Offshore-Windkraft zu Ihrem Aufgabenbereich, wie fing alles an?
Heegewaldt: Wir waren ja schon seit den 1970er-Jahren für Genehmigungen von Kabelanbindungen und Pipelines auf dem Festlandsockel zuständig. So kam man auf die Idee, die Genehmigungen für Windparks an das BSH zu übertragen, genauso wie die maritime Raumordnung.
Nico Nolte: Ende der 1990er-Jahre ging es los. Damals begannen die Überlegungen, in welchen Bereichen Windparks gebaut werden können. Damals gab es ja nur Windparks mit den berühmten „nassen Füßen“, die von Land aus errichtet wurden. Die erste Genehmigung für einen Offshore-Windpark erteilten wir 2001 für Alpha Ventus. Das war alles Neuland, mit vielen offenen Fragen.