Yasuni-Nationalpark in Ecuador: Die einen sehen den Reichtum der Region in ihrer Artenfülle – die anderen in ihren Bodenschätzen.
Von Kathinka Burkhardt
Schon Alexander von Humboldt lernte auf seinen Reisen: Ecuador ist eines der artenreichsten Länder der Erde. Zwar schaffte es der Naturforscher vor mehr als 220 Jahren nicht bis auf die im Pazifik vorgelagerten Galapagos-Inseln, die wenig später durch Charles Darwin und seine Evolutionstheorie berühmt werden sollten. Aber auch auf dem Festland fand Humboldt zwischen den Mangrovensümpfen der Küste, den Bergwäldern der Anden und dem Regenwald des Amazonas eine ungeahnte Artenfülle.
Doch so wie das Land beispielhaft für die Vielfalt der Erde steht, zeigt seine jüngere Geschichte zugleich, warum sich die Welt so schwertut, diese Vielfalt zu bewahren. Derzeit unternehmen die Staaten der Erde einen neuen Anlauf dazu. Auf dem Weltnaturgipfel COP15 im kanadischen Montreal sollen 30 Prozent der Erde unter Naturschutz gestellt werden. Montreal könnte damit für den Artenschutz das werden, was das Pariser Klimaabkommen für den Kampf gegen die Erderhitzung ist.
30 Prozent der Erde sollen geschützt werden. Deutschland schafft nur 0,6 Prozent
Dass nicht jeder einzelne Staat so viel Fläche freigeben kann, zeigt der Blick vor die eigene Tür: Gerade einmal 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands sind in der strengsten Kategorie als Nationalparks geschützt. Viele dieser Gebiete sind klein und fragmentiert, oft werden sie zudem land- und forstwirtschaftlich bearbeitet. Urwüchsige Wildnis? Fehlanzeige. „Dieser geringe Umfang an geschützten Flächen in Deutschland ist nichts im Vergleich zu Staaten des globalen Südens wie Botswana oder Tansania, die 20 bis 40 Prozent ihrer Flächen in Nationalparks schützen“, sagt Matthias Glaubrecht, Professor am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Hamburg, im Gespräch mit EnergieWinde.