Von Volker Kühn
Mark Ristow starrt mit dem Blick eines Jägers in das weite Land, das vor ihm liegt. Zu seinen Füßen prescht der Wind durch das sonnenverbrannte Gras, rast hinunter ins langgestreckte Tal und auf der anderen Seite einen Berg hinauf, dessen rote Felsenkrone fast senkrecht in den Himmel ragt.
Es ist nicht die kleine Gruppe von Impalas, nach der Ristow späht, auch nicht die Farm unter den Eukalyptusbäumen zwei, drei Kilometer entfernt. Und wenn irgendwo das Gefieder eines Straußes aus dem gelben Gras lugt, hat ihn das schon auf der Autofahrt hierher nicht interessiert.
Was Ristow sucht, sind Windmesser. Kleine, auf Stangen gesteckte Geräte, die Daten darüber sammeln, wann und mit welcher Stärke der Wind hier über die Hügel und Berge fegt. Dafür ist er vor zwei Stunden in East London am Indischen Ozean aufgebrochen.
Ristow, 45 Jahre alt, früh ergraut, Holzfällerhemd über dem Wohlstandsbauch, ist Geschäftsführer von Adventure Power, dem einzigen südafrikanischen Hersteller von Windrädern. Seine heutige Tagestour ins Hinterland der Provinz Eastern Cape nennt er „den Markt beobachten“.
Wobei das durchaus wörtlich zu nehmen ist. Denn wenn Ristow auf den fast menschenleeren Feldern einen Windmesser entdeckt, dann weiß er: Hier bereitet ein Investor ein Projekt vor. Hier könnte er die Chance bekommen, seine Windräder aufzustellen.
Endlich. Denn so eine Chance braucht Ristow dringend.
Zwar sind die natürlichen Bedingungen für Windenergie in vielen Regionen Südafrikas geradezu ideal – weite, leere Flächen, beständiger Wind fast das ganze Jahr über. Und obendrein hat die Regierung schon vor fünf Jahren mit einem Ausschreibungsmodell, wie es für Windkraft in Deutschland erst 2017 kommt, einen stabilen Rahmen geschaffen und damit ein rasantes Wachstum erneuerbarer Energien ausgelöst.
Doch leider erreicht dieser Boom seine Firma Adventure Power nicht.