Stromleitungen an einem Kohlekraftwerk: Die Netzentgelte haben sich binnen zehn Jahren fast verdoppelt.
Von Daniel Hautmann
Die Hierarchie im Stromnetz lässt sich mit der des Straßennetzes vergleichen. Ganz oben stehen die Stromautobahnen der vier Übertragungsnetzbetreiber. Sie transportieren Höchstspannung über weite Distanzen. Darunter gibt es Haupt- und Nebenstraßen, über die fast 900 Netzbetreiber den Strom bis in die heimische Steckdose liefern. Doch während das Fahren auf der Straße zumindest im Pkw kostenlos ist, kassieren alle diese Netzbetreiber eine Gebühr, das sogenannte Netzentgelt. Und das wird zunehmend zum Problem. Denn es hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt und macht heute im Schnitt gut 28 Prozent des Stromendpreises für Privatverbraucher aus.
Aber nicht alle Kunden bezahlen gleich viel. Für industrielle Großkunden gelten andere Tarife als für Privatleute. Und auch regional gibt es große Unterschiede. Ausgerechnet dort, wo die Energiewende besonders weit fortgeschritten ist, liegen die Netzentgelte in der Regel deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Denn dort mussten die Netze ausgebaut werden, mit neuen Leitungen, Umspannwerken oder Leittechnik. Das gilt vor allem für die ost- und norddeutschen Bundesländer. Hier bezahlen Privathaushalte teils dreimal mehr als im Süden. Die Nordländer forderten schon 2022 eine Aufspaltung der Strompreiszonen in Deutschland, die den Strom tendenziell dort günstiger machen würden, wo er im Überschuss erzeugt wird.
Die Bundesnetzagentur will die Entgelte reformieren. Es soll gerechter zugehen
Inzwischen hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) reagiert. Ende August kündigte sie für kommendes Jahr ein neues Verrechnungsmodell an, das die Belastungen gerechter verteilen soll. „Wir schaffen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben und wirtschaften. Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und Investitionen in die Netze kommen allen zugute“, sagt BNetzA-Präsident Klaus Müller.