Windradbauteile an der Kaikante in Esbjerg: 2025 sollen von hier Komponenten für Parks mit zusammen 4,5 Gigawatt verladen werden.
Von Heimo Fischer, Esbjerg
Wenn Jesper Bank Besucher empfängt, setzt er sich gern mit ihnen ins Auto und fährt sie durch die weiten Hafenanlagen von Esbjerg. Knapp fünf Millionen Quadratmeter misst das Terrain. Zahlreiche Areale sind für Kunden aus der Windbranche reserviert. Im Hafen der dänischen Stadt lagern Teile von Türmen, Gondeln, Turbinen und Rotoren. Gewaltige Schiffe bringen sie weit raus in die Nordsee, in die Baufelder der Windparks. „Wir sind ausgebucht“, sagt der Vertriebsmanager des Hafens.
Von der Energiebranche lebt Esbjerg seit den Sechzigerjahren. Damals begann das Land, Öl und Gas in der Nordsee zu fördern. Bohrinseln mussten gebaut, gewartet und versorgt werden. Die Spezialschiffe stachen von Esbjerg aus in See und bescheren der Stadt bis heute Wohlstand. Später brachte die Offshore-Windkraft dem Hafen zusätzliches Wachstum. An etwa vier Fünfteln aller in Europa auf See installierten Windräder war der Hafen von Esbjerg beteiligt.
Die Windindustrie ist durch ein Wellental gegangen. Jetzt folgt ein steiler Anstieg
Doch ab Mitte der 2010er-Jahre stockte der Ausbau plötzlich. Zahlreiche Nordseeanrainer legten eine Pause bei der Ausschreibung neuer Windparks ein. Auch in Deutschland bremste die Stop-and-Go-Politik der Großen Koalitionen die Technologie aus. „Dadurch gab es auch bei uns weniger Projekte“, sagt Bank.
Jetzt aber gehen sieben EU-Staaten sowie Norwegen und Großbritannien das Thema erneut an. Und diesmal sind die Ziele mehr als ambitioniert. Im April einigten sie sich darauf, bis 2030 die Zielmarke von 120 Gigawatt Kapazität für Offshore-Strom zu erreichen. 2050 sollen es schon 300 Gigawatt sein. Es wäre ein gewaltiger Sprung. Deutschland etwa kommt aktuell auf eine Kapazität von gerade einmal rund acht Gigawatt. Die Pläne werden nur dann funktionieren, wenn die Infrastruktur auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette massiv ausgebaut wird.