Offshore-Windräder in der Nordsee: Die Auktion spült Milliarden in die Staatskasse. Aber wer kommt am Ende dafür auf?
Von Volker Kühn
Die erste Versteigerung von Offshore-Wind-Flächen in diesem Jahr endete mit einer Sensation: In Dutzenden von Runden über einen Zeitraum von drei Wochen boten sich die Teilnehmer auf insgesamt 12,6 Milliarden Euro hoch. Mehr wurde nie für das Recht bezahlt, Windparks zu bauen. Die vier versteigerten Flächen mit einer Kapazität von zusammen sieben Gigawatt gingen an die Ölkonzerne BP und Total. Die Briten erhielten vier Gigawatt in der Nordsee, die Franzosen zwei Gigawatt in der Nordsee und ein Gigawatt in der Ostsee. In der gestern beendeten zweiten Auktion ging es um vier kleinere Areale mit zusammen 1,8 Gigawatt. Die Gebotssumme lag bei insgesamt 784 Millionen Euro. Eine Fläche sicherte sich Luxcara, drei gingen an RWE, wobei eine aufgrund älterer Eintrittsrechte an Vattenfall weitergereicht werden könnte.
In der Branche ist das Echo geteilt: Einerseits beweise die Rekordsumme das Vertrauen in die Wirtschaftlichkeit von Offshore-Wind, hieß es. Andererseits könne sie den Strompreis in die Höhe treiben und die Zulieferer unter Druck setzen.
EnergieWinde hat darüber mit Dominik Hübler gesprochen. Er ist Direktor des Beratungsunternehmens Nera Economic Consulting und ein exzellenter Kenner der Auktionen weltweit. An der deutschen Versteigerung war Hübler indirekt beteiligt: Nera hat einen nicht genannten Bieter beraten.
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Herr Hübler, waren Sie überrascht, als die Bundesnetzagentur am 12. Juli das Rekordergebnis der ersten Offshore-Wind-Auktion verkündet hat?
Dominik Hübler: Wir haben intern natürlich über den Ausgang spekuliert. Dass das Risiko eines Blutbades bestand, um es mal so martialisch zu formulieren, war uns durchaus bewusst.
Warum wird in Deutschland so viel mehr gezahlt als bei jeder anderen bisherigen Auktion weltweit?
Hübler: Dafür gibt es klare Gründe: Es ging in der Auktion ausschließlich um den Preis, nicht um irgendwelche anderen Kriterien. Zudem wurden zeitgleich sehr attraktive große Flächen angeboten, die überdies als Brückenkopf für angrenzende Flächen dienen können, die später versteigert werden. Hinzukam die aus Bietersicht sehr barwertfreundliche Gestaltung der Auktion.
Barwertfreundlich?
Hübler: Es müssen nur zehn Prozent der Summe gleich zu Anfang hingelegt werden, die übrigen 90 Prozent fallen erst im Lauf der Betriebsphase der Parks an, wenn die Kosten direkt steuerwirksam sind. Zudem werden in der Zukunft liegende Kosten abgezinst. Das macht es für die Bieter finanziell attraktiver.