Pläne zur Speicherung von CO2 stießen 2010 in Schleswig-Holstein auf großen Widerstand.
Von Jasmin Lörchner
Klimaneutralität zu erreichen ist ein Kraftakt. Mit dem Ausbau der Erneuerbaren und der Elektrifizierung aller Sektoren ist es dabei nicht getan. Denn ein kleiner Teil der Emissionen lässt sich trotzdem nicht vermeiden. Um zu verhindern, dass sie in die Atmosphäre entweichen, kann Carbon Capture and Storage (CCS) zum Einsatz kommen: eine Technologie, um CO2 einzufangen und unterirdisch zu entsorgen. CCS spielt in den ambitionierten Plänen der USA eine Rolle, die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu senken. Und auch die jüngst erschienene Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ bezieht CCS in ihre Berechnungen ein.
Es gibt verschiedene Ansätze dazu: Von BECCS etwa ist die Rede, wenn CO2 bei der Verbrennung von Biomasse abgeschieden und eingelagert wird. Wird es mit Hilfe von Ventilatoren aus der Umgebungsluft gesogen, gebunden und eingelagert, spricht man von DACCS.
Kritiker sehen CCS als Laufzeitverlängerung für fossile Technologien
Alle CCS-Technologien haben gemein, dass sie umstritten sind. Denn die Verfahren sind energieintensiv und teuer. Der Berliner Energieforscher Karlo Hainsch kritisierte im Interview mit EnergieWinde, dass CCS die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern noch verlängern könnte. Die Umweltschützer vom Nabu bezweifeln die Sicherheit der Lagerung des CO2 in alten Erdgaslagerstätten oder in salinen Aquiferen (Salzwasser führende Schichten im Untergrund). Greenpeace nennt die Technologie eine „Mogelpackung“, weil die Endlagerung von CO2 wie schon Atommüll „ökologische und wirtschaftliche Altlasten“ für zukünftige Generationen bedeute.
Der US-Klimaforscher Michael E. Mann fasst die Streitlinien in seinem Buch „Propagandaschlacht ums Klima“ so zusammen: „CCS ist attraktiv für Unternehmen der fossilen Industrie, weil es ihnen eine Lizenz gibt, weiterhin fossile Brennstoffe zu fördern und zu verkaufen. Den Klimaaktivisten ist es ein Gräuel, weil die Behauptung von Kohlenstoffneutralität zweifelhaft ist.“