Deutschland ist nach dem Bruch der Ampel gelähmt, die USA wählen einen Klimaleugner zum Präsidenten und die CO2-Emissionen klettern von einem Rekord zum nächsten: Bei vielen Klimaschützern macht sich angesichts der Weltlage Resignation breit. Die Fridays-Bewegung ist längst nur noch ein Schatten ihrer selbst. Wie geht man mit Frust und Verzweiflung um, wie schafft man es, Zuversicht zurückzugewinnen und wieder ins Handeln zu kommen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Neurowissenschaftlerin und Bestseller-Autorin Maren Urner. Wir können die Klimamüdigkeit überwinden, sagt sie: indem wir lernen, besser mit Gefühlen umzugehen – mit unseren eigenen, aber auch mit denen unserer Mitmenschen.
Frau Urner, Klimaschutz scheint keine große Rolle mehr zu spielen. Ist es okay, wenn mich das traurig, deprimiert und wütend macht – oder ich schlicht an dieser Situation verzweifle?
Maren Urner: Es ist ganz wichtig, Gefühle zuzulassen und am eigenen Körper zu spüren, wie dringlich und wie ernst die Lage ist. Aber bitte verzweifeln Sie nicht!
Leichter gesagt, als getan!
Urner: Verzweiflung hilft nicht weiter. Wenn Menschen verzweifeln, glauben sie nicht mehr daran, dass sich die Dinge zum Positiven entwickeln können. Dieses Phänomen ist in der Psychologie als sogenannte erlernte Hilflosigkeit bekannt. Der Klassiker ist zu denken: „Die da oben machen sowieso, was sie wollen!“ Also: Verzweiflung ist nicht gut, Gefühle wie Angst zwischendurch zu spüren ist es dagegen schon.