In der Natur werden Schmetterlinge seltener. Zumindest an dieser Hausfassade haben sie einen Platz.
Von Kathinka Burkhardt
Es muss nicht immer der Eisbär sein. Wer ein Beispiel für bedrohte Arten sucht, muss nur auf die Lieblingsblume vieler Kinder schauen: den Löwenzahn. 400 Kleinarten davon gibt es, 30 stehen in Deutschland auf der Roten Liste und gelten als vom Aussterben bedroht. Eine ist der Deutsche Löwenzahn, den man nur noch in Hessen und Bayern findet. Er liebt stickstoffarme sumpfige Wiesen, doch die verschwinden zunehmend unter Siedlungen, Industriegebieten und Stickstoffdünger.
Nun könnte man sagen: Was soll's, es gibt genügend andere Löwenzahnarten. Doch das wäre zu kurz gedacht. Denn Arten sterben fast nie für sich allein. Sie beeinflussen ganze Ökosysteme. Stirbt der Deutsche Löwenzahn, hungern die Insekten, die er mit Nektar versorgt hat. Im besten Fall wandern sie ab, im schlimmsten sterben die Arten ebenfalls aus.
Und so wird es leerer auf der Erde. Eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten in den nächsten Jahrzehnten weltweit aussterben, warnt der Weltbiodiversitätsrat IPBES, das Pendant zum Weltklimarat IPCC. Dabei ist die Zerstörung der Ökosysteme mindestens genauso gefährlich wie die Erderwärmung. Denn der Mensch riskiert damit seine eigene Lebensgrundlage. Nur ein Beispiel: Jahr um Jahr sinken die Weizenerträge in Europa leicht, weil die Böden durch intensive Bewirtschaftung und schwindende Artenvielfalt weniger leistungsfähig sind.