Windrad-Fundamente auf Taiwan: Die Insel ist einer der wichtigsten Standorte der Offshore-Windenergie in Asien.
Von Volker Kühn
Den ersten Offshore-Windpark der Welt, der 1991 vor dem dänischen Vindeby ans Netz ging, würden heute wohl viele als Nearshore-Park bezeichnen. Die nächstgelegene Turbine drehte sich kaum einen Kilometer von der Küste entfernt – kein Vergleich zu den mehrere Hundert Kilometer weit draußen liegenden Parks, die in den kommenden Jahrzehnten im deutschen Entenschnabel gebaut werden sollen. Dennoch markierte der Park einen Meilenstein in der Entwicklung Dänemarks zur Windkraftnation.
Auf der anderen Seite der Erde schickt sich ein Land an, einen ähnlichen Weg zu gehen. Seit 2016 speisen 62 Windräder im Mekong-Delta Strom ins Netz von Vietnam ein. Von einem Offshore-Windpark kann man auch hier nicht sprechen, die Turbinen stehen dicht am Ufer im seichten Wasser. Doch wie Vindeby soll auch der Park Bac Lieu nur ein Auftakt sein. Schon bis 2030 will Vietnam eine Offshore-Wind-Kapazität von sechs Gigawatt aufgebaut haben. Zum Vergleich: Dänemark kommt heute auf knapp drei Gigawatt.
Offshore-Wind ist für das energiehungrige Vietnam, das zu den wirtschaftlich dynamischsten Ländern Asiens zählt, eine wichtige Säule beim Aufbau einer sauberen und stabilen Stromversorgung. Die Regierung in Hanoi steht mit ihren ambitionierten Plänen im asiatischen Raum aber nicht allein. Dass China seit Jahren massiv in die Technologie investiert, ist bekannt. Inzwischen dreht sich gut jedes zweite Offshore-Windrad in chinesischen Gewässern. Aber auch Länder wie Taiwan, Japan und Südkorea haben längst mit dem Aufbau einer Offshore-Windindustrie begonnen.