Heike Winkler ist Geschäftsführerin der Branchenvereinigung WAB mit Sitz in Bremerhaven. Sie vertritt rund 250 größere und kleinere Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Windenergie und der maritimen Industrie.
Frau Winkler, das neue Wind-auf-See-Gesetz dürfte der Offshore-Windenergie einen Boom bescheren. Trotzdem sind Sie damit nicht ganz glücklich. Was kritisieren Sie?
Heike Winkler: Das Gesetz wird den Ausbau in der Tat ankurbeln, worüber wir uns in der Branche sehr freuen. Die Frage ist allerdings, zu welchen Konditionen dieser Ausbau stattfindet. Und da sehe ich in mindestens zwei Punkten Versäumnisse im Gesetz: bei der Sicherung regionaler Wertschöpfungsketten und beim Klimaschutzpotenzial beim Bau der Windparks. Beides kommt in den Ausschreibungsbedingungen für Windparks zu kurz. Stattdessen legt der Gesetzgeber das Hauptgewicht auf den Preis, also auf die Frage, wie viel Geld potenzielle Betreiber auf den Tisch legen, um einen Windpark bauen zu dürfen.
Die Ausschreibungen belohnen doch ausdrücklich eine hohe Ausbildungsquote und einen niedrigen CO2-Fußabdruck beim Bau der Parks. Warum reicht Ihnen das nicht?
Winkler: Es ist gut, dass diese Punkte im Gesetz stehen. Aber es kommt auf die Details an. Die Gebote für Windparks werden zwar besser bewertet, wenn der CO2-Ausstoß im Herstellungsprozess der Offshore-Windkraftanlagen niedrig ist. Aber insbesondere der Transport auf dem Weg zur Errichtung und Inbetriebnahme sowie Komponenten neben den Windkraftanlagen bleiben außer Acht. Im Endeffekt könnten zum Beispiel die riesigen Konverterplattformen in Asien gebaut und dann um die halbe Welt verschifft werden. Das schadet nicht nur dem Klima, weil auch beim Transport Treibhausgase frei werden, sondern verhindert zudem den Aufbau der Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland.