Die Knoblauchkröte gilt als stark gefährdet, ihr Lebensraum schwindet. Dieses Männchen schwimmt durch ein Gewässer in Bayern.
Von Volker Kühn
Wenn ein Unternehmer Tiere wie die Mopsfledermaus, den Juchtenkäfer oder das Tüpfelsumpfhuhn kennt, ist das selten ein gutes Zeichen fürs Geschäft. Oft bedeutet es nämlich, dass Naturschützer bedrohte Tierarten wie diese genau dort entdeckt haben, wo er gerade eine neue Lagerhalle oder einen zusätzlichen Produktionsstandort plant. Meist folgt dann eine Klage, und der Schriftverkehr wird für den Unternehmer zur unfreiwilligen Einführung in das Brutverhalten der Rohrdommel oder den Standortanspruch der Knoblauchkröte.
Solche Geschichten gibt es überall in Deutschland. Man kann sie aus zwei Blickwinkeln betrachten: Der erste ist der des Unternehmens, das die neue Halle braucht, die sich vielleicht effizienter bewirtschaften lässt oder weniger Energie benötigt als die alte. In jedem Fall soll sie die Zukunft der Firma und ihrer Arbeitsplätze sichern. Sind Jobs etwa weniger wert als eine lokale Käferpopulation?
Für den zweiten Blickwinkel, den von Naturschützern, muss man den Wert der Artenvielfalt kennen. Ökologen zufolge kann man ihn gar nicht zu hoch ansetzen. Denn die Natur schenkt dem Menschen Dinge, für die er höchstens in kleinem Maßstab selbst sorgen könnte, aber niemals in globalen Dimensionen. Sie gibt ihm Sauerstoff zum Atmen, reinigt sein Trinkwasser, macht Äcker fruchtbar. Letztlich beruht der komplette Wohlstand des Menschen auf dem, was ihm das komplexe Zusammenspiel unzähliger Arten und Ökosysteme gibt – ohne dass er dafür bezahlen müsste.