Windräder gehören an Schleswig-Holsteins Nordseeküste vielerorts so selbstverständlich zum Landschaftsbild wie Dünen und Deiche.
Nur wenige Menschen schlendern über die schmalen Bürgersteige vom Foogedswäi, Faaderswäi oder Üülendik. Friesische Straßennamen, die die Nähe zu Dänemark und zur Nordsee erahnen lassen. Ab und zu fährt ein Auto zwischen den kleinen, teils mit Reet gedeckten Backsteinhäusern hindurch. Sommerliche Ruhe herrscht im nordfriesischen Ort Risum-Lindholm an diesem Sommer-Vormittag. Touristen finden sich kaum. Dabei sind es keine fünf Kilometer entlang von Wiesen und Äckern bis zur Autoverladung nach Sylt.
Aktiver ist dafür der Wind, der hier nahezu stetig weht.
Er treibt die 30 Windräder rund um den Ort an – ein Park im Norden und drei im Süden des Ortes. „Damit kommen wir auf eine installierte Leistung von knapp 60 Megawatt“, sagt Theo Steensen, Geschäftsführer des privaten Unternehmens Steensen-Verwaltung. Es hat die Windparks geplant, gebaut und betreut sie bis heute. Die Anlagen liefern viel mehr Strom, als die aktuell 4083 Einwohner von Risum-Lindholm benötigen. Der Großteil wird – auf 110 Kilovolt im eigens gebauten Umspannwerk transformiert – ins Stromnetz eingespeist und in den energiehungrigen Süden geleitet.
Strom aus fossiler Energie? Spielt in Schleswig-Holstein nur noch eine Nebenrolle
Risum-Lindholm ist damit eine der Ortschaften, die Schleswig-Holstein zu einem Vorreiter der Windkraft machen. Die 2985 Anlagen des Landes brachten es im Juli auf eine Leistung von 7051 Megawatt. Sie liefern den Löwenanteil der gut 40 Milliarden Kilowattstunden, die pro Jahr zwischen Nord- und Ostsee produziert werden. Knapp 27 Prozent steuert bis Jahresende das Kernkraftwerk Brokdorf bei – nach aktueller Lage vielleicht auch noch etwas länger. Fossile Energieträger spielen bei der Stromerzeugung mit weniger als zehn Prozent eine untergeordnete Rolle. Bei einem Eigenbedarf von knapp 16 Milliarden Kilowattstunden zählt Schleswig-Holstein damit zu den wichtigsten Stromexporteuren der Republik.