Hvide Sande lebt vom Tourismus und seinem Hafen. Als dem das Geld ausgeht, bauen die Bürger einen Windpark.
Von Heimo Fischer, Hvide Sande
Drei Windräder stehen am Strand von Hvide Sande. Das Rauschen ihrer Rotoren mischt sich mit dem der Wellen. Wenige Hundert Meter weiter bewachen zwei Angler ihre Ruten, eine Familie stapft barfuß durchs Wasser und eine Spaziergängerin sammelt Muscheln. Immer wieder blickt sie versonnen zum Horizont. Die Windräder stören hier offensichtlich niemanden. Dabei sind sie ziemlich groß. Drei Megawatt Leistung bringt jedes von ihnen, rechnerisch reicht das für rund 5000 Haushalte.
Der Strand des westdänischen Fischerorts ist ein idealer Platz, um Windstrom zu erzeugen. Und trotzdem ist es erstaunlich, dass die Turbinen hier stehen. Denn auf der schmalen Landzunge des Ringkøbing Fjords ducken sich Tausende von Ferienhäusern in die sanften Dünen. Vor allem Norddeutsche verbringen hier ihren Sommerurlaub, und selbst im Winter genießen viele die Abgeschiedenheit. Der Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor, der viele Menschen in der Region ernährt. Windräder sind in solchen Regionen eher unbeliebt.
Der Hafenchef als Windkraftpionier: Steen Davidsen macht das Projekt populär
Dass niemand gegen den Bau der Turbinen protestiert hat, ist nicht zuletzt Steen Davidsen zu verdanken. Der drahtige Mann mit dem grauen Haar gehörte zum Gründungsteam des kleinen Windparks und hat mit dafür gesorgt, dass die Bevölkerung hinter dem Vorhaben steht. Heute ist er Rentner, doch bis 2021 war er Chef des Hafens von Hvide Sande. Im Verwaltungsgebäude, wo EnergieWinde ihn zum Gespräch trifft, kennt er sich noch gut aus. Wenn er dort vorbeischaut, schüttelt er Hände und plaudert mit den Angestellten.